Auch ein Bürojob kann gesundheitliche Probleme mit sich bringen

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Wien - Vier von zehn Erwerbstätigen in Österreich waren im Jahr 2007 an ihrem Arbeitsplatz physischen Belastungsfaktoren wie Hantieren mit schweren Lasten ausgesetzt, ein Drittel litt unter psychisch belastenden Faktoren, vor allem unter Zeitdruck. Insgesamt unterlagen mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen physisch und/oder psychisch belastenden Arbeitsbedingungen. Über zehn Prozent der Erwerbstätigen hatten ausgeprägte gesundheitliche Beschwerden und fünf Prozent haben innerhalb eines Jahres einen Arbeitsunfall erlitten. Diese Ergebnisse liefert eine im Rahmen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung von Statistik Austria im Jahr 2007 durchgeführte Befragung zu arbeitsbezogenen Gesundheitsproblemen und Arbeitsunfällen.

Belastungen insgesamt

63 Prozent der Männer waren von belastenden Arbeitsbedingungen betroffen, gegenüber 47 Prozent der Frauen. Dieser Unterschied geht vor allem auf das Mehr an körperlich beschwerlichen Arbeitsbedingungen unter den Männern zurück. Die physischen Belastungen bestimmen auch die Rangfolge unter den großen Gruppen der Erwerbstätigen. Am stärksten belastet war die Gruppe der Selbständigen und Mithelfenden in der Land- und Forstwirtschaft, gefolgt von den Unselbständigen mit manuellen Tätigkeiten; deutlich niedrigere Anteile fanden sich unter den Selbständigen und Mithelfenden außerhalb der Land- und Forstwirtschaft und den Unselbständigen mit nicht manuellen Tätigkeiten.

Physische Belastungsfaktoren

42 Prozent oder 1,7 Millionen der Erwerbstätigen waren zumindest einem physischen Belastungsfaktor ausgesetzt. Als häufigster Belastungsfaktor wurde das Hantieren mit schweren Lasten und/oder schwierige Körperhaltungen bei der Arbeit genannt. Unter dem Einfluss von Chemikalien, Dämpfen oder Rauch arbeiteten 608.000 Personen. 312.000 waren durch Lärm oder Vibrationen beeinträchtigt. Männer waren deutlich häufiger physischen Belastungsfaktoren ausgesetzt als Frauen.

Psychische Belastungsfaktoren

800.000 erwerbstätige Österreicher (36 Prozent) und 490.000 Österreicherinnen (28 Prozent), insgesamt also 1,3 Millionen oder 32 Prozent der Erwerbstätigen waren zumindest einem psychischen Belastungsfaktor ausgesetzt. Neun von zehn der von psychischen Belastungen betroffenen Personen standen unter Zeitdruck, von allen erwerbstätigen Männern fühlten sich somit rund ein Drittel, von den Frauen 24 rund ein Viertel in ihrem Arbeitsalltag gehetzt. Belästigung oder Mobbing wurde von 2,2 Prozent der Männer und 2,5 Prozent der Frauen und somit insgesamt von 93.000 Personen angeführt. Etwas weniger als ein Prozent litten am Arbeitsplatz unter Gewalt oder der Androhung von Gewalt.

Psychische Belastungen treten vor allem außerhalb der Landwirtschaft auf und zwar bei 37 Prozent der Selbständigen und 35 Prozent der Unselbständigen mit nicht-manuellen Tätigkeiten. Bei Unselbständigen mit manuellen Tätigkeiten sind aber immer noch 29 Prozent davon betroffen, bei Bäuerinnen und Bauern sind es 24 Prozent. Personen mit hochqualifizierten Tätigkeiten sowie Erwerbstätige in freien Berufen wiesen die höchsten Prozentzahlen der durch Zeitdruck Belasteten auf. Den geringsten Zeitdruck verzeichneten Hilfsarbeitskräfte.

Berufsbedingte Gesundheitsprobleme und -beschwerden

13,3 Prozent der Erwerbstätigen litten an berufsbedingten Beschwerden. Von diesen Personen klagten zwei Drittel über Knochen-, Gelenks- oder Muskelprobleme. Die am häufigsten betroffene Region war hierbei der Rücken. Personen, die in der Landwirtschaft tätig waren, gaben deutlich am häufigsten eine berufsbedingte Gesundheitsbeschwerde an.

Aufgrund ihrer Arbeitssituation litten 0,8 Prozent der Erwerbstätigen (33.000) unter Stress, Angstzuständen oder Depressionen. Am schwersten sind höher und hoch qualifizierte Angestellte davon betroffen.


Arbeitsunfälle

Während der letzten zwölf Monate vor der Befragung verletzten sich 5,1 Prozent der erwerbstätigen Personen zumindest einmal bei einem Arbeitsunfall (ohne Unfälle am Weg zur oder von der Arbeit). Unter diesen Personen erlitten 28.000 zwei oder mehr Unfälle. Bei 23 Prozent der Verunfallten verursachte der Unfall nahezu keine Ausfallszeiten am Arbeitsplatz, bei 15 Prozent zwischen einem und drei Krankenstandstagen. Die Mehrheit der Betroffenen blieb zwischen vier Tagen und drei Monaten der Arbeit fern.

Die Zahl der Arbeitsunfälle laut Mikrozensus ist höher als jene der vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger erfassten Arbeitsunfälle, da bei letzteren eine Meldepflicht nur für Arbeitsunfälle besteht, die mehr als drei Krankenstandstage verursachten. (red)