Stroh ist wieder komplett in österreichischer Hand.

Foto: Stroh Rum

Wien - Die Traditionsmarke Stroh kehrt in österreichische Hände zurück. Eine gute Bank, eine gute Portion Patriotismus und den Glauben ans Unternehmen habe es dafür gebraucht, sagt Harold Burstein dem Standard. Drei Monate habe er mit der britischen Stock-Spirits-Gruppe verhandelt. Jetzt ist er nicht nur der Chef, sondern auch der Eigentümer des Spirituosenherstellers.
Mehr als 160 Jahre war der Kärntner Rumspezialist in Hand der Familie Stroh. In den 90er-Jahren stieg der deutsche Getränkeriese Eckes ein und reichte die Marke 2007 an Briten weiter. Burstein will den Betrieb nun wieder von Stock Austria GesmbH auf Stroh Austria umbenennen. Wie viel er sich die Übernahme kosten ließ, verrät er nicht. "Aber es war ein fairer Preis."
Stroh ist Österreichs größter Spirituosenerzeuger, sein Rum beliebtes Touristensouvenir. Vor allem der 80-prozentige hat es vielen angetan: Für Kuchen wie Tee wird er genutzt und mitunter zum Desinfizieren. Auch Feuerspucker schwören auf ihn, ist der "Stroh 80" doch bekömmlicher als Lampenöl und Spiritus. In einzelnen Ländern wie in Finnland ist er jedoch verboten. Das Gesetz lässt dort nicht mehr als 54 Prozent Alkoholgehalt zu.

Scharfe Restrukturierung

Der Traditionsbetrieb selbst hat eine scharfe Restrukturierung hinter sich. Burstein - er führt das Unternehmen seit 2001 - trennte sich von der Limonadenmarke Keli und stieg aus einem Joint Venture mit dem Wiener Sekthersteller Schlumberger aus. Die Firmenstrukturen wurden schlanker, die Exportmärkte zahlreicher.
2006 gelang Burstein die Rückkehr in die Gewinnzone, nicht zuletzt auch dank höherer Preise, die er im Lebensmittelhandel durchsetzte. Dass ihm Stroh nun ganz gehört, davon werde der Konsument nicht viel merken, meint er. Im Ausland freilich könnte man bald häufiger auf die Marke stoßen. Mehr als 60 Prozent der in Klagenfurt erzeugten Destillate gehen in den Export, überwiegend nach Deutschland, Skandinavien und in die Benelux-Länder. Künftig will Burstein auch in Osteuropa stärker an Boden gewinnen. Insbesondere die Russen könnten durch ihre Winterurlaube in Österreich auf den Geschmack des Rums gekommen sein, hofft er. "Unseren Wodka werden wir dorthin jedoch sicherlich nicht exportieren.
Insgesamt setzen 33 Mitarbeiter mit Marken wie Stroh, Mautner, Bouchet und Charly's knapp zehn Millionen Euro um. Der Rum für den Stroh wird in Übersee gekauft und in Österreich nach den Rezepturen des Firmengründers Sebastian Stroh veredelt. Zwei Drittel des Geschäfts laufen über den Handel, der Rest über die Gastronomen. Für den gesamten Österreich-Vertrieb sorgt Schlumberger.

Hochprozentiges wird teurer

2009 müsse er die Preise im Handel erneut um fünf bis sechs Prozent erhöhen, sagt Burstein. Das sei unausweichlich, einige in der Branche seien schon vorgeprescht. Steige der Preis für Getreide und Benzin, schlage das auf den Alkohol durch. Zudem habe sich Glas kräftig verteuert. Wachstumssprünge erlaubt das Geschäft mit den Spirituosen in Österreich nicht. Der jährlich Pro-Kopf-Verbrauch an Hochprozentigem liegt im Schnitt bei 3,1 Liter, der Konsum stagniert. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.8.2008)