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Foto: APA/EPA/CHRIS YOUNG

Auch wenn längst nicht alle Verbrechen angezeigt werden - vor allem Fälle von Gewalt in der Familie bzw. sexuelle Übergriffe: Immer mehr Opfer wenden sich an hilfesuchend an Anlaufstellen wie den Weißen Ring.

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Wien - Die Kriminalität geht laut Statistik leicht zurück, die Zahl der beim Weißen Ring Unterstützung suchenden Opfer nimmt jedoch zu. Mit der neuen Strafprozessordnung bekommen Opfer im Strafprozess zudem mehr Rechte. Sie haben Anspruch auf umfassende juristische und psychosoziale Prozessbegleitung.

Moderne Opferrechte nun auch in Österreich

So eröffnete Justizministerin Maria Berger am Donnerstag die Außenstelle für Prozeßbegleitung in der Region Mühlviertel in Perg. "Mit der neuen Strafprozessordnung, die am 1. Jänner 2008 in Kraft getreten ist, sind in Österreich erstmals im vollen Umfang moderne Opferrechte in den Strafprozess eingeführt worden," erläuterte Berger die Eckpunkte der Reform. Dies schließt das Recht des Opfers ein, sich aktiv am Verfahren zu beteiligen und seine Sicht darzustellen. Zudem hat das Opfer ein Recht auf sowohl juristische als auch psycho-soziale Prozessbegleitung.

Budget für Opferhilfe aufgestockt

In den vergangenen zwölf Monaten wurden so insgesamt über 2.100 Personen von ExpertInnen betreut. Berger hat das Budget für die Opferhilfe im letzten Jahr von 3,5 auf 4,5 Millionen Euro aufgestockt. Insgesamt 2,8 Millionen Euro wurden für die Prozeßbegleitung aufgewendet, der Rest deckte die Finanzierung des Opfer-Notrufes 0800 112 112 etc.

Flächendeckend Außenstellen eingerichtet

In Zusammenarbeit mit dem Justizministerium und der Opferhilfeorganisation Weißer Ring werden flächendeckend in ganz Österreich in einzelnen Anwaltskanzleien Außenstellen für Verbrechensopfer errichtet. Aufgabe der AußenstellenmitarbeiterInnen ist es, Erstgespräche mit dem Opfer zu führen, die juristische Prozessbegleitung durchzuführen und im Falle notwendiger zusätzlicher Betreuung des Opfers TherapeutInnen einzubinden. Allenfalls wird auch mit anderen Einrichtungen (Behörden, Gewaltschutzzentren, Kinderschutzzentren, Jugendwohlfahrt, Kinder- und Jugendanwaltschaften, Frauenzentren, anderen Vereinen) Kontakt hergestellt, damit die Hilfeleistung für das Opfer gewährleistet ist.

Ältere Verbrechensopfer schrecken vor Anzeigen zurück

Die Geschäftsführerin des Weißen Rings Marianne Gammer betonte, dass die Organisation um 40 Prozent mehr hilfesuchende Opfer als im Vorjahr zu verzeichnen hätte. Ein wesentlicher Grund dafür sei vermutlich die StPO-Reform zu Jahresbeginn. Dennoch: Angezeigt werde längst nicht alles. "Zu uns kommen immer wieder ältere Personen, die erzählen, so etwas schon einmal erlebt zu haben", erklärte sie. Nach dem Motto "Das bringt sowieso nicht!" gehen viele beim ersten Verbrechen allerdings nicht zur Polizei.

Die Dunkelziffer betreffe vor allem Fälle von Gewalt in der Familie bzw. sexuelle Übergriffe, erklärte Gammer. Aber auch bei Delikten, bei denen die Opfer von den Tätern ausgetrickst werden, gebe es oft aus Scham keine Anzeige. Die Motivation, ein Verbrechen anzuzeigen, wachse ihrer Meinung nach allerdings, so die Geschäftsführerin. Das Opfer eines Verbrechen zu sein, werde immer weniger mit dem Begriff "Schwach-sein" in Verbindung gebracht. (APA/red)