Bonn - Mit der Zusammenlegung der Call-Center und der Auslagerung der Netztechnik in Service-Gesellschaften stehen die Mitarbeiter der Deutschen Telekom erneut vor drastischen Einschnitten. Insgesamt wird der größte europäische Telekommunikationskonzern 39 Call-Center in Deutschland schließen und auf 24 Standorte konzentrieren.

"Wir sind mit unserer kleinteiligen Organisation nicht auf dem Stand der Wettbewerber", begründete der Kundenservice-Chef von T-Home, Thomas Berlemann, am Donnerstag in Bonn die Maßnahme. Den betroffenen 8.000 Beschäftigten in den Call-Centern werde an anderer Stelle ein gleichwertiger Arbeitsplatz angeboten.

Darüber hinaus sollen rund 6.000 Mitarbeiter der Netzwerksparte in die im vergangenen Jahr gegründete Sparte T-Service verlagert werden, wo sie zu unter anderem vier Stunden pro Woche länger arbeiten müssen. "Das Gehalt werde auf das Niveau der Servicegesellschaften gebracht werden", sagte Personalchef der Festnetzsparte T-Home, Dietmar Welslau. Die Telekom hatte im vergangenen Jahr rund 50.000 Beschäftigte nach einem harten Konflikt mit der Gewerkschaft ver.di in T-Service verlagert, wo die Beschäftigten zu schlechteren Konditionen arbeiten.

Scharfe Kritik

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisierte die ankündigten Maßnahmen der Deutschen Telekom aufs Schärfste und kündigte Widerstand an. ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder sprach von einem Kahlschlag und einer beispiellosen Rücksichtslosigkeit. Der eigentliche Skandal liege aber darin, dass sich die Deutsche Telekom aus der Fläche zurückziehe, betonte Schröder, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrates ist, in einem Interview mit dem WDR.

"Wir werden versuchen, das unausgewogene Konzept der Telekom zu Fall zu bringen", sagte ver.di-Vertreter Ado Wilhelm. Er befürchtet, dass die Deutsche Telekom den Mitarbeitern, für die ein Arbeitsplatzwechsel nicht zumutbar sei, keinen neuen Job anbieten kann. Als zumutbar bei der Telekom gilt unter anderem eine Anfahrtszeit zum Arbeitsplatz von bis zu zwei Stunden. Von den 8.000 betroffenen Mitarbeitern der Call-Center sollen laut Telekom knapp 1.500 Beschäftigte außerhalb der Zumutbarkeitsregelung fallen.

Die Kommunikationsgewerkschaft DPV nannte die Schließungen der Call-Center unsozial und kundenfeindlich. "Die Deutsche Telekom vollzieht zurzeit eine Personalpolitik, die sich eindeutig gegen die eigenen Beschäftigten richtet", sagte der DPV-Vorsitzende Volker Geyer. So werde beispielsweise eine alleinerziehende und teilzeitbeschäftigte Mutter im Call-Center Schwerin dazu gezwungen, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen, wenn sie als Alternative nur einen deutlich längeren Anfahrtsweg zu ihrem neuen Arbeitsplatz im Callcenter Hamburg habe. Die DPV geht davon aus, dass auf diesem Weg Mitarbeiter aus dem Unternehmen herausgedrängt werden sollen.

Einsparungen im Millionenbereich

Durch die angekündigten Maßnahmen verspricht sich die Telekom Einsparungen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Allein die Konzentration der Call-Center auf weniger Standorte solle Einsparungen von jährlich 57 Mio. Euro bringen. Der Bonner Konzern steht angesichts andauernden Kundenverluste unter einem hohen Druck zur Kosteneinsparung. Deutsche-Telekom-Chef Rene Obermann hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass das Unternehmen effizienter werden müsse. Dabei schloss er auch weitere Stellenstreichungen nicht aus.

Laut Berlemann will die Telekom mit den jetzt angekündigten Maßnahmen aber keinen einzigen Arbeitsplatz einsparen. Sollten Mitarbeiter die angebotenen neuen Stellen nicht annehmen und den Konzern verlassen, würden diese vorzugsweise durch die Übernahme von qualifizierten Auszubildenden ersetzt. In den kommenden zwei Jahren werde die Telekom die 24 Call-Center-Standorte mit rund 70 Mio. Euro modernisieren, kündigte Berlemann an. Künftig sollen im Schnitt 700 Mitarbeiter in den Call-Centern arbeiten. Bisher waren es 225 Menschen.

Die Deutsche Telekom ist in Österreich mit T-Mobile Austria und T-Systems vertreten. (APA/dpa)