Bregenz - Am Wochenende gehen die 63. Bregenzer Festspiele zu Ende. Maximal 182.873 Besucher werden bis Samstag das Festival am Bodensee besucht haben, das entspreche einer Gesamtauslastung von 92 Prozent, gaben am Donnerstag Festspiel-Präsident Günter Rhomberg, der kaufmännische Direktor Franz Salzmann und Intendant David Pountney bekannt. Die bis zur letzten Vorstellung am Samstag erwarteten 142.803 Besucher machten die Puccini-Oper "Tosca" zur bestbesuchten Opernwiederaufnahme seit zehn Jahren bei einer Auslastung von 93 Prozent, hieß es.
Die Erwartungen, den Bekanntheitsgrad durch das ZDF-EM-Studio und die Bond-Dreharbeiten auf der Seebühne steigern zu können, hätten sich erfüllt, so Salzmann bei der Pressekonferenz. Budgetär sei man sehr gut gefahren, bereits jetzt könne man sagen, die Einnahmen lägen über den Ausgaben, erklärte Salzmann. Er empfahl, sich noch Karten für die letzten "Tosca"-Vorstellungen zu sichern, denn danach werde sofort "gnadenlos" mit dem Abbau der spektakulären Kulisse begonnen, so Salzmann. Zwei "Tosca"-Vorstellungen mussten bisher regenbedingt abgesagt werden, die "Film auf dem See"-Vorführung von Sergej Eisensteins "Alexander Newski" musste ebenfalls wegen Schlechtwetters im Festspielhaus stattfinden.
Insgesamt verzeichneten die Verantwortlichen bei den Orchesterkonzerten und beim Film auf dem See 6.300 Besucher, eine Auslastung von 89 Prozent. Ausverkauft waren die beiden Schauspiel-Produktionen "Buddenbrooks" des Theaters in der Josefstadt und "Die Welt zu Gast bei reichen Eltern", ein Gastspiel des Hamburger Thalia Theaters, das am Donnerstagabend Premiere feiert. Der Schauspielschwerpunkt habe sich damit auch im zweiten Jahr als ein Highlight des Festivalsommers erwiesen. Die Veranstaltungen im Rahmen des zeitgenössischen Programms "Kunst aus der Zeit" konnten rund 3.700 Besucher erreichen, das entspreche einer Auslastung von 84 Prozent.
Nur "theoretisch Netrebko"
Für Festspiel-Präsident Rhomberg ist das Erfolgsrezept der Bregenzer Festspiele die Einigkeit über die dramaturgische Grundlinie. Man bekenne sich zu einer Linie, die in die Modernität führe, das sei nicht ohne Risiko. In der heurigen Saison zeigten die Bregenzer Festspiele allein vier Uraufführungen. Es sei ein Wunder, dass dies ohne zusätzliche finanzielle Mittel möglich gewesen sei. "Wir stehen dazu, dass Festspiele etwas Riskantes sind. Wir setzen uns damit von anderen Festspielen ab, die einen sehr kommerziellen Weg gehen", betonte Rhomberg. "Wir könnten uns das viel leichter machen und populäre Opern im Haus spielen", so Rhomberg. Stattdessen habe man sich für das selten gespielte Krenek-Werk "Karl V." entschieden. "Auch wir könnten uns theoretisch eine Frau Netrebko leisten", erklärte der Festspiel-Präsident. Dass man das nicht tue, dahinter stehe eine klare Konzeption.
"Ich bin stolz auf unser Publikum", so auch Intendant David Pountney. Dieses habe sich mit Engagement und Konzentration in die Auseinandersetzung etwa mit Ernst Krenek begeben. Er verglich die Festspiele, die eine "Kulturreise" seien, mit einer architektonischen Konstruktion, wo die einzelnen Elemente miteinander verbunden seien und daher das Ganze einen größeren Wert habe als die einzelnen Teile. Das Motto "Macht und Musik" zog sich denn auch wie ein roter Faden durch alle Produktionen.
In der kommenden Festspielsaison 2009 steht Verdis "Aida" auf der Seebühne auf dem Programm. Die musikalische Leitung liegt beim Italiener Carlo Rizzi, die Inszenierung wird der britische Regisseur Graham Vick übernehmen. Als Hausoper wird "König Roger" von Karol Szymanowski aufgeführt. Die 1926 uraufgeführte Oper stelle ein Meisterwerk der polnischen Musikliteratur des 20. Jahrhunderts dar. Das Thema dieser Oper werde die Festspiele in der kommenden Saison begleiten, es gehe um das Verhältnis und den Konflikt zwischen Sinnlichkeit und Vernunft, verriet der Intendant. (APA)