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REUTERS/Albert Gea

Lange bevor Anfang November 2007 bekannte wurde, dass Google im Rahmen der so genannten Open Handset Alliance ein Handy-Betriebssystem namens Android entwickelt, gab es monatelang Spekulation über den Einstieg des Suchmaschinenriesen in den Mobilfunkmarkt. Fast ein Jahr nach der lange erwarten Meldung erreicht uns die Nachricht vom offiziellen Verkaufstart des ersten Android-Smartphones. Der auf Geräte mit Windows-Mobile-Betriebssystem spezialisierte taiwanesische Hersteller HTC, soll nun als erster Hersteller Mitte September 2008 ein Gerät mit dem von Google initiierten Betriebssystem auf den amerikanischen Markt bringen - das berichtet vor wenigen Tagen die "New York Times".

Im Rahmen der Open Handset Alliance arbeitet Google seit fast einem Jahr zusammen mit über dreißig internationalen Technologie- und Telekomkonzernen am Android, einer Plattform für Linuxanwendungen, bestehend aus einem Linux-Betriebssystem-Kernel, einer von Googles Experten entwickelten virtuellen Maschine namens Dalvrik, Treiber für verschiedene Hardware, einem Application-Framework sowie einem Browser und einem Mail-Client.

Frei und offen

Mit dem Mitte November 2007 präsentierten Android SDK (Software Development Kit) ermuntert Google die Entwickler dazu weitere Anwendungen zu entwickeln. Im November 2007 hat der Suchmaschinenexperte die erste Runde des Programmierwettbewerbs für Android gestartet und Preise im Gesamtwert von zehn Millionen Dollar in Aussicht gestellt - die 50 besten Anwendungen sind bereits offiziell gekürt worden. Die zweite Runde des Wettbewerbs ist bereits angelaufen.

Profitabel

Mit offenen Schnittstelen setzte Google auf einen Trend der unter den Herstellern von Smartphones immer mehr an Popularität gewinnt. BlackBerry, Symbian und Windows Mobile sind schon längst für Entwickler geöffnet und stellen die Schnittstellen für Anwendungsprogramme (API) zur Verfügung. Apple hat für das iPhone zunächst die Softwareentwicklung seitens Dritter auf Web-Applikationen eingeschränkt, wegen des Konkurrenzdruckes hat sich aber auch Apple geöffnet und stellt seit März 2008 das Software Developer Kit (SDK) kostenlos als Download für Entwickler und Programmierer zur Verfügung. Der App Store wurde zeitgleich mit der Einführung der neuen iPhone-Generation 3G im Web eröffnet und ist bereits jetzt eine weitere Erfolgsgeschichte: Der Umsatz im Software-Shop, in dem kommerzielle Software und Freeware verfügbar sind, liegt täglich bei rund einer Million Dollar.

Eingeschränkt?

Dass Android für den Initiator Google auch eine weitere Erfolgsgeschichte wird, gilt bereits als gesichert. Und während sich Apple bei aller Offenheit bei beliebten VoIP-Anwendugen ein wenig hochgeschlossen zeigt, könnte Google gerade auf diesem Feld den Konkurrenten merklich unter Druck setzen. Google Talk, das als offenes Instant Messaging-Protokoll entwickelt und von Google um die VoIP-Funktionalität unter dem Namen Jingle erweitert wurde, könnte auf der Android-Plattform eine Erfolgschlager werden. Zumal sich auf Basis des integrierten SIP-Protokolls Instant Messenger entwickeln lassen, die sich bei Handynutzern großer Beliebtheit erfreuen. Bleibt abzuwarten was sich die Programmierer einfallen lassen, und vor allem welche Clients die Gerätehersteller und die Mobilfunkbetreiber umsetzen bzw. zulassen.

Geplant

Was die ersten Android-Geräte bieten werden ist noch nicht im Detail bekannt. Auf dem diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona wurden die ersten Handy-Prototypen mit dem gezeigt die auf der Android-Plattform basieren. Sechs Handy-Zulieferer stellten die Geräte aus - ohne viel über die Funktionalität zu verraten.

HTC ist das erste Mitglied der an der Entwicklung des Google-Phone beteiligten Open Handset Alliance, das ein konkretes Gerät. Florian Seiche, Vizepräsident von HTC Europe, hat Anfang des Jahres ein breites Sortiment an Android-Handys angekündigt, das von Business-Modellen bis zu Consumer-Geräten reichen soll. "Es liegt in der Natur von Android, das Internet zum Mittelpunkt der mobilen Nutzung zu machen. Von daher werden wir uns mehr auf den Konsumentenmarkt konzentrieren, der mobile Geräte nicht mehr nur für Telefonate und SMS nutzt", erläuterte Seiche.

Zu den Partnern in der Open Handset Alliance zählen auch Motorola und Nokia. Bisher haben diese Hersteller aber keine konkreten Pläne für Android-Geräte bekannt gegeben. Als gesichert gilt nur, dass bereits am 17. September das erste Android-Handy des erfolgreichen Smrthone-Herstelers HTC auf den Markt kommen wird. Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile USA wird, der „New York Times“ zufolge, als erster Anbieter ein Handy mit dem von Google initiierten Betriebssystem Android auf den amerikanischen Markt bringen.

Beflügelt

Das HTC-Modell wird für Google erst der erste Schritt in eine Zukunft des mobilen Marktes sein, in der durch die Freigabe des Android-Frameworks die Position von Linux als wichtiges mobiles Betriebssystem neben Windows Mobile und Symbian gefestigt wird und der Werberiese Google nach dem Internet auch die mobile Kommunikationswelt nachhaltig verändern wird. Unter anderem wird Google seine Dominanz bei der Werbung im Internet auf mobile Dienste ausweiten und damit die Geschäftsmodelle in der Branche nachhaltig verändern. (Olivera Stajic)