Wien - Das Wiener Kabarett Simpl übernimmt die insolvente Bühne Vindobona. Eineinhalb Jahre nach ihrer Schließung dürfte die Kabarettbühne damit wieder eine künstlerische Zukunft haben. Der neue Besitzer, die Kabarett Simpl Betriebsgesellschaft m.b.H., wolle die Spielstätte als "Treffpunkt der Kabarettliebhaber" etablieren, teilte der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) am Donnerstag mit.

Nach Aussage von Masseverwalter Johannes Jaksch hatten sich zwei Interessenten um das Vindobona beworben. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, wobei dieser über jenem Betrag liege, der im Vorfeld den Gläubigern im Rahmen eines außergerichtlichen Ausgleichsversuches angeboten worden war, so der KSV. Bei der versuchten außergerichtlichen Lösung waren den Gläubigern 200.000 Euro angeboten worden. Das Anbot des Kabarett Simpls liege bei 250.000 Euro, hatte Masseverwalter Jaksch noch Ende Juli mitgeteilt.

Das Vindobona soll weiter ein eigenständiges Theater bleiben. Man werde das Haus nicht als Dependance des Simpl installieren, sondern als unabhängigen Betrieb, unterstrich Simpl-Geschäftsführer Albert Schmidleitner: "Es wird ein bisschen spezifischer programmiert als bisher, aber nach wie vor als Kabarett bespielt."

Im Oktober werde es eine große Präsentation des künftigen Programms geben, hielt sich Schmidleitner noch bedeckt bezüglich der genauen Pläne. Große Synergien zwischen den beiden Häusern Simpl und Vindobona ließen sich jedenfalls nicht heben: "Ein Theater ist ja in Wirklichkeit im weitesten Sinne ein Dienstleistungsbetrieb."

Baustelle

Vorrangig sei nun jedenfalls, die Baustelle Vindobona fertigzustellen. Der Spielbetrieb im neuen Vindobona könne deshalb frühestens Jänner oder Februar 2009 starten, schätzt Schmidleitner. Ein beträchtlicher Teil des 1.650 Quadratmeter großen Objektes ist nach wie vor Baustelle. Umso wichtiger sei nun die zügige Verkaufsentscheidung gewesen, um zu verhindern, dass monatlich weitere hohe Masseforderungen auflaufen, so auch der KSV.

Über die "AGKS Vindobona Theater und GastronomiebetriebsgmbH" war am 3. Juli das Konkursverfahren eröffnet worden. Zuvor war eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern unter der Vermittlung der Stadt gescheitert. Betroffen von der Vindobona-Pleite waren vor allem Firmen, die beim Umbau beschäftigt waren und noch offene Rechnungen haben. Der Gläubigerausschuss hat dem Kaufvertrag bereits zugestimmt. 

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zeigte sich am Donnerstag in einer Aussendung über die Entscheidung des Masseverwalters überaus zufrieden: "Die Investitionen der Stadt haben sich damit gelohnt und ich freue mich, dass ein ebenso professioneller und traditionsreicher Betrieb wie das Simpl von diesem Standort aus für neue Akzente sorgen wird." (APA)