Bremen - Der russische Soziologe und Schriftsteller wird für sein 2007 in deutscher Erstausgabe erschienenes Buch "Das Massaker von Katyn" mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2008 ausgezeichnet.

"Zaslavskys schockierende Analyse des Massenmordes der sowjetischen Partei- und Staatsführung an tausenden polnischen Offizieren und Zivilisten im Jahre 1940 ist ein wichtiger Beitrag zum Verstehen der europäischen Geschichte", heißt es in einer Jury-Mitteilung vom Donnerstag. Zaslavsky richte den Blick auf eines der größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Zweiten Weltkrieges und dessen jahrzehntelange Verschleierung durch die sowjetische Staatsführung, hieß es weiter. Die Jury habe den Mut des Autors gewürdigt, gegen das Schweigen anzugehen.

Victor Zaslavsky wurde 1937 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geboren. Vor seiner Emigration 1975 lehrte er dort an der Universität Soziologie. Anschließend unterrichtete er unter anderem an der Stanford University in Kalifornien, in Florenz und Venedig und lehrt derzeit Politische Soziologie in Rom.

Der Preis erinnert an die aus Hannover stammende deutsch-jüdische Denkerin und Publizistin Hannah Arendt (1906-1975). Sie musste 1933 aus Deutschland fliehen. Später arbeitete sie als Professorin in den USA. International bekannt wurde sie unter anderem mit einem Buch über den Totalitarismus. Publizisten, Politiker und Wissenschaftler riefen den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 1994 in Bremen ins Leben. 2007 erhielt der britische Historiker Tony Judt die Auszeichnung. Der mit 7500 Euro dotierte Preis der Stadt Bremen und der Heinrich-Böll-Stiftung wird am 5. Dezember in Bremen überreicht. (APA/dpa)