Wien - Sekkiert werden, keine Freunde finden, sich vor der Klasse blamieren, den Ansprüchen der Eltern nicht gerecht werden - in der Schule lernt man nicht nur fürs Leben, Schule kann auch krank machen. Dann nämlich, wenn sie Angst macht. Wie viele Kinder davon betroffen sind, ist schwer zu eruieren. "Weil viele einfach nicht darüber reden", sagte Marie Luise Doblhofer, Pädagogin am Bundesrealgymnasium in Wels, im APA-Gespräch. Studien aus dem deutschsprachigen Raum sprechen über 20 Prozent betroffener Schüler.

Zeichen der Seele

Die Symptome sind vielfältig. "Was die Seele nicht sagen kann, drückt der Körper aus", sagte Doblhofer. Das könne von Bauchweh, Kopfweh, Übelkeit, dem bekannten Erbrechen vor der Schule über Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, Aggressivität bis hin zur Depression reichen.

Die Ursachen dahinter sind ganz unterschiedlich. Leistungsangst, also die Angst zu versagen oder sich vor der Klasse zu blamieren, spielt wohl die größte Rolle. "Oft ist die von den Eltern gewählte Schule einfach nicht für das Kind geeignet", meinte Doblhofer. "Oder die Eltern haben überzogene Leistungsvorstellungen." Manchmal sind die Ursachen auch im familiären Umfeld zu finden. "Die überängstliche Einstellung von Eltern, die selber Schulängste hatten und diese nicht bewältigen konnten, wirkt sich negativ auf ihre Kinder aus", so die Pädagogin.

Grundsätzlich sind die Gründe aber bei jedem Kind anders. Sehr häufig verbergen sich hinter der Schulangst auch soziale Ängste, die Sorge nicht gemocht zu werden oder keine Freunde zu finden. Manche Kinder haben nicht gelernt soziale Kontakte zu knüpfen und haben Angst sich von Zu Hause zu trennen.

Immer häufiger spielt aber Gewalt an der Schule und Mobbing eine Rolle. Im Vergleich zu früher haben sich die Grenzen verschoben. "Wenn einer am Boden lag, dann hat man nicht mehr hingetreten, heute dagegen passiert das durchaus", sagte Doblhofer.

Allheilmittel gibt es nicht

Schulangst kann in unterschiedlichsten Situationen auftreten. Am häufigsten sind pubertierende Schüler, vor allem Zwölf- bis 14-Jährige, aber auch Erstklässler betroffen. Mädchen leiden wesentlich öfter daran als Buben. "Zumindest sprechen sie häufiger über ihre Gefühle als Burschen", sagte die Pädagogin.

Ein Allheilmittel gegen Schulangst gibt es nicht. Entlastend wirkt in jedem Fall das rechtzeitige Reden über die Probleme. "Oft reichen schon Gespräche am Schulweg mit Gleichaltrigen. Besteht aber Fremd- oder Eigengefährdung, dann brauchen die Kinder Hilfe von Erwachsenen", sagte Doblholfer. Professionelle Hilfe gibt es in Form von Mobbingambulanzen in einigen großen Krankenhäusern, aber auch Familienberatungsstellen können helfen.

Einige Schulen, so auch das Bundesrealgymnasium Wels, bieten eigene Anti-Mobbingprogramme, wo sowohl Opfern als auch Tätern geholfen wird. "Wir setzen einen Vertrag auf mit positiv formulierten Lösungsvorschlägen, den beide Seiten unterschreiben und es wird regelmäßig nachgefragt, wie es den Kindern damit geht", erzählte Doblhofer aus der Praxis.

Auf jeden Fall müsse man das Thema ernst nehmen. Eltern können durch Zuhören, Nachfragen, Verständnis Zeigen und Loben, ihr Kind motivieren. "Besonders nachfragen und Mitgefühl zeigen motiviert Kinder am besten", so Doblholfer. (APA)