Den wichtigsten Teil seines Berufslebens hat Harold Burstein mit alkoholischen Getränken zu tun gehabt. Der Firmen-Compass listet unter seinem Namen frühere Geschäftsführertätigkeiten auf für: Kattus, Mounier (beides Sektmarken), Seagram Spirituosen sowie Top Spirit, hinter denen Schlumberger steht. "Das hat damit zu tun, dass in der Spirituosenbranche viele Formen von Kooperationen üblich sind" , sagt er. "Der ursächliche Arbeitgeber war dabei immer Stock Austria."
Die in Österreich medial vielbeachtete Umbenennung von "Stroh-Rum" in "Stroh" im Zuge der Vorbereitungen zum EU-Beitritt hatte Burstein noch nicht im Unternehmen miterlebt. Damals werkte er bei Auer (Tortenecken), einer ebenfalls bedeutenden heimischen Lebensmittelmarke.
In den 90er-Jahren, im Zuge der Vorbereitungen des österreichischen EU-Beitritts, musste sich die Klagenfurter Spirituosenfirma vom Wörtchen Rum verabschieden, obwohl er aus Zuckerrohr und Zuckerrohrmelasse besteht. Der Verlust wurde medial heftigst begleitet, weil zu befürchten war, dass der 80-prozentige "Rum" seinen Status als beliebtes Souvenir verliert.
Nichts davon trat ein, wie Burstein betont - obwohl seither "auf keiner Flasche die Bezeichnung Rum vorkommt" . Außerdem ist mittlerweile die Sache wieder anders: Im neuformulierten EU-Spirituosenkodex ist "Inländerrum" plötzlich wieder erlaubt. Ebenso wie "Jagatee" , der wiederum häufig zu nicht unwesentlichen Teilen aus Inländerrum besteht.
In Österreich wird der Name Stroh bei Getränken meist mit Rum assoziiert. Diesen Imagefaktor nutzend, hat sich Burstein nun zu einem Management-Buyout entschlossen. Die Idee dazu sei im vorigen Jahr gewachsen, erzählt er. Denn zuerst hatte die deutsche Eckes die Firma an die britische Stock Spirits Group verkauft, dann signalisierten die Briten Rückzugswünsche.
"Man macht einen Verkaufsprozess mit, und dabei formt sich die Idee." Platz für eine österreichische Marke im sehr internationalen Konzert der Spirituosenmarken - ablesbar an jeder Hotelbar - gebe es. Davon sei auch die Bank Austria überzeugt, die das Buyout begleitete.
Harold Burstein - der Name klingt englisch, ist aber österreichisch - hat in Wien die HTL für Betriebstechnik gemacht. Unter Hobbys führt er neben Wandern und Tauchen auch das Getränkemixen an. Er ist unverheiratet, hat aus einer früheren Beziehung drei erwachsene Söhne und mit seiner Lebensgefährtin eine dreijährige Tochter. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.8.2008)