Wien - Der Pensionistenverband ist zufrieden, und das ist in diesem Fall wohl das Wichtigste: Jene 25.000 vornehmlich älteren Wienerinnen und Wiener, die kein Konto bei einer Bank haben, werden auch in Zukunft ihre Pension persönlich zu Hause überreicht bekommen. Nur wird es ab sofort kein Briefträger sein, sondern ein vorerst nicht näher spezifizierter "Sonderbote".
Das ist das Ergebnis des Sicherheitsgipfels, den Post-Vorstand Walter Hitziger für Donnerstagnachmittag einberufen hatte. "Wir haben schnell reagiert, die Krise ist behoben" , sagte Hitziger nach dem Gipfel, an dem auch Vertreter der Polizei, der Pensionsversicherungsanstalt und von Sozialeinrichtungen teilgenommen hatten.
Die Krise war ausgebrochen, weil sich die Post geweigert hatte, wegen gehäufter Überfälle auf Briefträger in Zukunft Geldbeträge zu ihren Empfängern zu transportieren. Dagegen hatten die Interessensvertreter der Senioren (sie sind in diesem Falle hauptsächlich betroffen) protestiert. Es könne nicht sein, sagte etwa Karl Blecha (SPÖ), dass gebrechliche oder sogar immobile alte Menschen ihr Geld selbst von der Post holen müssen und dann womöglich umso leichtere Beute für Räuber werden.
Wie Überfälle auf die Sonderboten verhindert werden sollen, sagte Post-Chef Hitziger Donnerstagabend nicht. Überhaupt werden Details über die künftige Geldzustellung nicht veröffentlicht - auch das solle die Sicherheit erhöhen, betonte die Post. Die Betroffenen sollen in den nächsten Tagen durch ein persönliches Schreiben informiert werden.
Wer gleich mehr wissen möchte, muss sich wohl an Peter Zich wenden. Zich ist Ombudsmann der Post AG und via Hotline (0800 20 1918) erreichbar.
Wie berichtet, wurden in Wien heuer bereits zehn Zusteller überfallen, so viele wie im gesamten Vorjahr. Vor allem Favoriten ist ein gefährliches Pflaster für Briefträger. Schon vor drei Jahren gab es eine Serie von Überfällen, bei denen Briefträger unter anderem mit Eisenstangen attackiert worden waren. Die Polizei gab daraufhin Begleitschutz und verstärkte auf bestimmten Touren den Streifendienst. Nachdem einer der Kriminellen verhaftet - und mittlerweile zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt - wurde, lockerte die Polizei die aufwändige Bewachung wieder.
Gefährliche Geld-Mission
Dafür engagierte die Post zwei private Sicherheitsdienste. Seither können Zusteller Aufpasser von Securitas und Group 4 anfordern, wenn sie in heikler Geld-Mission unterwegs sind. "Erst vor kurzem haben wir diesen Service für unsere Mitarbeiter sogar verstärkt" , erklärt Post-Sprecher Siegfried Grobmann im Standard-Gespräch. Dennoch hätten weitere Überfälle nicht verhindert werden können. In einem Fall wurden Briefträger und Privatsheriff mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt. (Michael Simoner, DER STANDARD - Printausgabe, 22. August 2008)