Fürst und Kollege Hofmeister auf der Jagd nach "Sozialschmarotzern".

Sat.1

Das Böse hat bekanntlich vielerlei Erscheinungsformen. Bei SAT 1 ist es dunkelblau und kommt auf vier Rädern daher. "Da, ein dicker, fetter BMW", ruft die hessische Sozialfahnderin Helena Fürst so angewidert, als müsse sie bei der Konkurrenz Maden im Dschungel essen. Pfui Teufel, da fährt doch tatsächlich ein Türke, der Hartz IV (monatliche, staatliche Grundsicherung von 351 Euro) bezieht, in der gehobenen Karosse.

Aber das wird ihm bald vergehen, denn SAT 1 schickt jetzt am Mittwochabend um 21.15 Uhr Sheriffs zur Hetzjagd auf "Sozialschmarotzer" aus. "Gnadenlos gerecht - Sozialfahnder ermitteln", nennt sich das Dokuformat, das schon vor der Ausstrahlung für Aufregung sorgte. Arbeitslosenverbände befürchteten Verunglimpfung und Stigmatisierung von Arbeitslosen.

Sie behielten Recht. Genau das steht am Programm, wenn Fürst und ihr Kollege Helge Hofmeister bei den Arbeitslosen einfallen. Klar, Missbrauch gibt es in jedem System, meist jedoch betrügt nur eine Minderheit. Die Sozialfahnder jedoch gehen vom Gegenteil aus: Wer Sozialleistungen bezieht, wird zunächst einmal grundsätzlich verdächtigt, das Geld braver Steuerzahler trickreich erschleichen zu wollen.

Da wird dann das Schlafzimmer inspiziert, um zu sehen, ob eine (leistungsmindernde) eheliche Gemeinschaft vorliegt. Wer zwei Autos hat, dem wird unterstellt, auch sonst "der Kronleuchter-Typ" zu sein. Dazu zieht sich der Fahnder demonstrativ die Schutzhandschuhe über. Man weiß ja nie, wer einen anspringt.

Fürs Alibi (ausgewogene Berichterstattung!) zeigt SAT 1 auch Menschen, die Hartz IV zu Recht beziehen - eine junge Mutter, die mit ihren Kindern in einer völlig leeren Wohnung auf einer Luftmatratze haust. "Ich bin ganz unten", sagt sie und schämt sich. Da hat sie SAT 1 einiges voraus. (bau/DER STANDARD; Printausgabe, 22.8.2008)