Wien - Mit der derzeitigen Regelung bezüglich des Umgangs mit embryonalen Stammzellen (ES) - Herstellung verboten, Forschung prinzipiell erlaubt - hat Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, keine rechte Freude. Die Juristin sprach sich anlässlich der Technologiegespräche beim Forum Alpbach für klare gesetzliche Vorgaben im Sinne von mehr Rechtssicherheit für die Wissenschafter aus. Persönlich wünscht sich Druml eine Liberalisierung bei der Forschung an ES, betont aber, dass das keine Kommissions-Meinung ist.

Generell haben sich die Meldungen über Fortschritte in Sachen Stammzellen in den vergangenen Jahren geradezu überschlagen. Für großes Aufsehen sorgte und sorgt vor allem der japanische Wissenschafter Shinya Yamanaka. Ihm und seinem Team ist es nachweislich gelungen, den ES jedenfalls sehr ähnliche Zellen aus Körperzellen zu erzeugen. Für definitive Aussagen zu diesen sogenannten induzierten Pluripotenten Stammzellen (IPS) was diese Zellen genau können und wie sie sich doch von ES unterscheiden, ist es noch zu früh. Intensive Forschungen sind jedenfalls weltweit angelaufen.

Regelung in Österreich

In Österreich ist der Umgang mit ES teils restriktiv, teils gar nicht geregelt. So sind Manipulationen an "entwicklungsfähigen Zellen" - und als solche galten bis vor kurzem ausschließlich befruchtete Eizellen - nur zulässig, wenn diese zur Herbeiführung einer Schwangerschaft nötig sind. Eine Erzeugung von ES aus Embryonen ist somit verboten. Anders sieht es dagegen aus, wenn Wissenschafter bereits eine fertige Linie aus ES aus dem Ausland importieren. In solchen Fällen wären Forschungen laut Ansicht von Juristen statthaft, weil nicht geregelt. Was mit Forschungen an IPS oder GPS in Österreich wäre, ist bisher nicht einmal andiskutiert.

Beispiel Schweiz

Für Druml ist eine klare gesetzliche Regelung schon deswegen nötig, um Rechtssicherheit für die Wissenschafter zu gewährleisten. Etwa für die Rekrutierung von erstklassigen Forschern könnte die derzeitige Situation abschreckend wirken. Als Vorbild könnte sich Druml die Schweiz vorstellen. Dort ist Forschung an Stammzellen unter bestimmten, strengen Auflagen erlaubt. "Die Schweiz hat meiner Meinung nach ein gut strukturiertes und transparentes Gesetz", sagte Druml. Auf jeden Fall sollte Österreich auch an der Forschung teilhaben.

Druml möchte sich, nicht nur, aber auch in Zusammenhang mit der ES-Diskussion, verstärkt an die Öffentlichkeit wenden und ganz generell das Bild der Wissenschaft in der Bevölkerung verbessern. Österreich sei ein Land, in dem Forscher "auf ein höheres Podest" gehörten. Durch mehr Vertrauen zu den Wissenschaftern würde sich auch die traditionell skeptische, öffentliche Meinung zu einigen Forschungsgebieten - wie etwa der Forschung an ES oder der Gentechnik - ändern. (APA)