Wichtig sei nur, dass wieder die selbe Methode angewendet werde.

 

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Wien - "Es steht für mich nicht genau fest, wovon sich die Med-Uni distanziert" . Der Umwelttoxikologe Siegfried Knasmüller, der vor acht Jahren im Rahmen einer Studie krebserregende Stoffe - heterozyklische aromatische Zykline (HAAs) - im Wasser des Donaukanals festgestellt hatte, sagte am Donnerstag im Gespräch mit dem STANDARD, er habe die Chronologie der Ereignisse aus seiner Sicht dargelegt. Jener Ereignisse, die in der Wiener Stadtpolitik ordentlich die Wogen hochgehen haben lassen.

Die Vorgeschichte: Im Zuge einer Untersuchung zur Wasserqualität in der Mitterndorfer Senke hatte Knasmüller in den Jahren 1999 und 2000 Vergleichsmessungen in der Donau und im Donaukanal vorgenommen. Während das Donauwasser keine erhöhten Werte aufwies, wurde Knasmüller im Donaukanal fündig. Die Daten veröffentlichte der Experte anschließend in einer renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift.

Sieben Jahre später - 2007 - wandte sich Knasmüller in einem Brief an Bürgermeister Michael Häupl (SP), mit dem Ersuchen, die Versuchsreihe wiederholen zu können. In Gesprächen mit derMA 45 (Gewässer) machte Knasmüller einen Kostenvoranschlag über 35.000 Euro für ein Drei-Jahres-Projekt. Die Stadt vergab im Frühjahr 2008 die Wasseruntersuchung an das ziviltechnische Büro des emeritierten TU-Chemikers Werner Wruss. Das Ergebnis der Vorab-Analyse: Die HAAs-Werte liegen unter den Grenzwert von 0,5 Mikrogramm pro Liter.

Wie berichtet, haben die Med-Uni und das Institut für Krebsforschung, an dem Knasmüller eine Arbeitsgruppe leitet, am Mittwoch in einer Stellungnahme festgehalten, dass seit der Erhebung der Daten "keine weiteren diesbezüglichen Untersuchungen von Herrn Prof. Knasmüller durchgeführt worden sind" . Da anhand der Daten keine Risikobewertung vorgenommen worden sei, könnten "keine Schlüsse auf die Wasserqualität gezogen werden" . Man distanziere sich "ausdrücklich" von Knasmüllers Aussagen und von der "von ihm gewählten Vorgangsweise".

(K)eine Frage des Geldes

Seitens der Stadt hatte es geheißen, Knasmüller habe gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn seiner Bitte um Gelder für weitere Forschungen nicht nachgekommen werde. "Ich habe die Gemeinde nicht unter Druck gesetzt" , widerspricht dieser, "ich habe nur geschrieben, man sollte die Bevölkerung informieren." Außerdem, betont der Forscher, habe er 2007 viele Gelder über Projekte lukriert, darum sei es nicht gegangen.

Knasmüller möchte, dass noch einmal das gleiche biologische Verfahren angewendet wird: Zellen von Pflanzen und Säugern sowie Bakterien werden mit dem Wasser in Kontakt gebracht. Zeigen sich Schäden im Erbgut, ist dies ein Warnsignal. Die Bakterien haben damals auf HAAs reagiert. "Doch auch bei den Pflanzenzellen gab es Veränderungen" und diese würden nicht auf die Substanz reagieren. "Es geht ja auch nicht darum, dass ich selbst die Versuche durchführe" , sagt der Forscher, "und ich bin sicher derjenige, der sich am meisten freut, wenn man nichts findet." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD - Printausgabe, 22. August 2008)