Zürich/Washington - Unmittelbar nach Abschluss der Olympischen Spiele hat China am Sonntag zehn in Peking für zehn Tage inhaftierte Tibet-Aktivisten freigelassen. Es handelt sich um acht US-Bürger, eine Britin sowie einen Deutsch-Tibeter. Die zehn wurden in ihre Heimatländer abgeschoben. Die Amerikaner waren vorige Woche festgenommen und zu zehn Tagen Haft verurteilt worden, nachdem sie laut chinesischen Angaben "die öffentliche und soziale Ordnung gestört" hatten. Die USA hatten gegen das Vorgehen Pekings heftig protestiert.

"Die Demonstranten haben in Sprechchören die Unabhängigkeit Tibets gefordert, das seit Jahrhunderten ein Teil Chinas ist", sagte ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington dem Sender ABC. "Es ist völlig klar, das dadurch chinesische Gesetze verletzt wurden." Nach Ansicht der Menschenrechtsgruppe will Peking mit der Abschiebung schlechte Presse zum Ende der Olympischen Spiele vermeiden. "Das hätte einen Schatten auf die Abschlusszeremonie geworfen", sagte Lhadon Tethong, Direktor von "Studenten für ein Freies Tibet."

Kritik aus Washington

Die USA hatten zuvor starke Kritik an China geübt und die "sofortige Freilassung"der acht US-amerikanischen Tibet-Aktivisten gefordert. "Wir sind enttäuscht, dass China die Gelegenheit der Olympischen Spiele nicht genutzt hat, um größere Toleranz und Offenheit zu demonstrieren" , hieß es in einer Stellungnahme der US-Botschaft vom Sonntag in Peking.

Bischof festgenommen Peking

Unterdessen ist ein 73 Jahre alter Bischof der papsttreuen katholischen Untergrundkirche festgenommen worden. Bischof Julius Jia Zhiguo sei am Sonntag von Beamten des staatlichen Regierungsamts in dem Ort Wuqiu in der nördlichen Provinz Hebei festgenommen worden, berichtete die in den USA ansässige Kardinal-Kung-Stiftung, die den Namen des im Jahr 2000 verstorbenen Kardinals Ignatius Gong Pinmei (Kung Pin-mei) trägt, der 33 Jahre in kommunistischer Haft verbracht hatte. Bischof Jia saß seinerseits insgesamt zwei Jahrzehnte im Gefängnis.

Der unter kommunistischer Aufsicht eingesetzte "patriotische" Erzbischof von Peking, Joseph Li Shan, hatte vergangene Woche in einem RAI-Interview Papst Benedikt XVI. zu einem China-Besuch eingeladen und gemeint: "Das Problem der Untergrundkatholiken existiert nicht", obwohl sich zahlreiche papsttreue Geistliche in Haft und in Umerziehungslagern befinden. Sie werden von den KP-Behörden als "vom Ausland gesteuerte feindliche Elemente" eingestuft.

Über die Gründe der Verhaftung sowie den Ort, an dem der Bischof festgehalten wird, war zunächst nichts bekannt. Nach seiner Freilassung im Dezember 2007 stand der Bischof unter Hausarrest und durfte mit wenigen Ausnahmen keine Besucher empfangen. Der alte Mann soll schwer krank sein und habe vergeblich um medizinische Hilfe gebeten. Der Papst hatte ihn 1980 als Bischof von Zhengding in Hebei mit etwa 110.000 Katholiken eingesetzt. Jia kümmerte sich dort um ein Waisenhaus mit etwa 100 Waisen.

40 Bischöfe in Haft

Etwa 40 Untergrundbischöfe seien derzeit in China inhaftiert, verschwunden, unter Hausarrest oder ständiger Überwachung ausgesetzt, meldete die Stiftung. In der Volksrepublik ist nur die 1957 auf Druck des kommunistischen Regimes gegründete Katholische Patriotische Vereinigung zugelassen, die offiziell keine Kontakte zum Vatikan unterhalten darf und ihre Bischöfe unter staatlicher Aufsicht einsetzt. Dies gilt allerdings nicht für die "Sonderverwaltungsgebiete" Hongkong und Macao. Die papsttreue Untergrundkirche gilt offiziell als "subversive Organisation". Der "patriotische" Klerus war noch von Papst Pius XII. exkommuniziert worden. In jüngster Zeit hat Rom aber der Einsetzung mehrerer "patriotischer" Bischöfe zugestimmt. (APA/red)