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Die Zeitverschiebung nach China macht die Olympischen Sommerspiele von Peking zu den ersten Online-Spielen der Geschichte. Mehr als 22,5 Millionen Seitenaufrufe konnte so zum Beispiel das ZDF binnen der ersten Olympiawoche auf seiner speziell geschalteten Olympia-Homepage verbuchen. Ebenfalls hohe Zugriffszahlen vermeldet die ARD für ihr Olympia-Online-Programm.

Live-Stream

Fast zwei Mio. User hätten bereits die Wettbewerbe der 29. Olympischen Sommerspiele im Live-Stream verfolgt. "Unser Publikum konnte die Olympischen Spiele intensiv miterleben: packende Bilder, spannende Reportagen, große Emotionen, sachkundige Analysen - all dies hat das ARD-Team frei Haus geliefert, eine olympiareife Leistung", sagte Lutz Marmor, Intendant des bei der Olympiaübertragung in der ARD federführenden NDR.

Sehr ungünstige Zeitverschiebung

Aber nicht nur die deutschen TV-Sender konnten sich über unerwartet hohe Zugriffszahlen freuen. Auch die offizielle Olympia-Webseite erfreut sich weltweit bei Usern großer Beliebtheit. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut Nielsen. In zehn Ländern, darunter die USA, Frankreich, Brasilien, Deutschland und die Schweiz, haben die Nielsen-Forscher das Surfverhalten der Bürger untersucht. "Die ersten Online-Spiele zeigen, dass das Internet Hindernisse, wie beispielsweise Zeitzonen verschwinden lässt und Fans 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche Zugang zu aktuellen Inhalten und Videos haben", erklärt John Gibs, Vice President von Nielsen Online. Vor allem in den USA würde auf beijing2008.cn überproportional oft zugegriffen werden. "Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Rechteinhaber live von den Spielen im Netz berichten, gibt es in den Vereinigten Staaten durch die sehr ungünstige Zeitverschiebung oftmals nur Aufzeichnungen bei NBC zu sehen", erläutert ein Nielsen-Sprecher die Statistik. Demnach würden täglich 554.800 US-Bürger auf beijing2008.cn zugreifen, gefolgt von Frankreich mit 123.000 und Australien mit 71.300 Usern. "Man hat beim Organisations-Komitee frühzeitig verstanden, dass man die Inhalte von beijing2008.cn in mehreren Sprachen aufbereiten muss, um möglichst viele User anzuziehen", heißt es von Nielsen. So präsentiert sich die Website in Spanisch, Englisch, Französisch, Chinesisch und Arabisch.

250 Millionen Chinesen

Auch im Austragungsland der Spiele selbst gehört beijing2008.cn zu den beliebtesten Websites. Mit 250 Mio. Internetnutzern ist China nach Angaben des China Internet Network Information Center die größte Internetgemeinde der Welt, von der täglich über 1,5 Mio. Mitglieder die offizielle Olympia-Homepage besuchen. Suchten Chinesen nach Informationen über eine Vielzahl von einheimischen Sportlern, war in den USA vor allem der achtmalige Olympiasieger Michael Phelps Ziel der Begehrlichkeiten.

Rechte wurden länderweise verkauft

"Die Zugriffszahlen bei den Live-Streams wären ganz sicher noch höher, wenn das IOC die Rechte nicht jeweils länderweise verkauft hätte und sich die Sportinteressierten selbst hätten aussuchen können, auf welcher Website sie nun Olympia verfolgen", meint ein Internetexperte auf pressetext-Nachfrage. Denn aufgrund eines schlechten oder unattraktiven Stream-Programms würden einzelne User dann lieber gänzlich auf derartige Angebote verzichten.

"Spannung erkaufen"

Die Regularien des IOC legen aber fest, dass die Internetrechte jeweils länderweise vergeben werden, so dass ein österreichischer Internetnutzer beispielsweise nur beim ORF und nicht beim Schweizer Fernsehen oder der ARD die Spiele im Netz verfolgen kann. Als Grund wird dafür in Medienkreisen angeführt, dass vor allem der US-amerikanische Rechteinhaber NBC sich "Spannung erkaufen wollte" um zu verhindern, dass US-User die Spiele live bei anderen Sendern verfolgen. "Für die Rechte hat NBC viel Geld bezahlt und will seine Sendungen zu werbegünstigen Zeiten den Zuschauern anbieten", heißt es aus eingeweihten Kreisen.(pte)