Bogdan Roscic

Foto: ORF/Schafler

So fürsorglich klingt Bogdan Roscic nicht oft: Bloß nicht zu rasch eine zweite Staffel von "Starmania", die gerade erst gefundenen Stars müssen sich doch erst entwickeln können. Da muss man "alle Kräfte bündeln", sagt er - jene von ORF und Bogdan Roscic' Plattenfirma Universal tun das ja schon. Nicht alleine um die Jungstars geht es, auch darum, "den Markt nicht zu überfordern".

Am Anfang der Talenteshow war der Wiener Plattenboss ruppiger. "Geschnäuzte und gekampelte Burschen gibt es Wagenladungen da draußen", zeigte er den Kandidaten als Juror in den ersten Ausgaben von "Starmania" wenig Mitgefühl. Dagegen klingt "Auch wenn du nicht gerade Mr. Unterhosenmodel bist, man spürt, du bist Musik" ja richtig liebevoll.

Der Tonfall ist schon etwas geläufiger - aus "Presse" und "Kurier". Zum demnächst noch einmal verkleinerten Horizont des Bürgertums kam Roscic angeblich, weil er einem "Presse"-Artikel Dilettantismus vorwarf. Mit einschlägiger Expertise: Der in Belgrad geborene Ärztesohn studierte Philosophie und dissertierte mit 24 über Theodor W. Adorno.

Als Journalist kümmert er sich mehr um Musik, neben den Erscheinungen des Popgeschäfts nimmt er sich Medien und ORF vor. Noch unter Gerd Bacher holt der Küniglberg den scharfen Kritiker an Bord, 1993 zunächst als Musikchef von Ö3.

Als die ersten Privatradios Sendermanager Edgar Böhm um die Ohren fahren, beerbt ihn Roscic rasch. Bespielte er zuvor die Ö3-Frequenzen eher abseits der Hitparade, föhnt er das Programm als sein eigener Chef mit deutschen Profis eiligst auf Stromlinie. Und erobert den Markt offensichtlich uneinnehmbar zurück, bevor die meisten kommerziellen Mitbewerber noch die Regler öffnen dürfen.

Ebenso hurtig beginnen die aus Ö3 entfernten Altbarden des Austropops den Dauerclinch mit dem davon ziemlich ungerührten Roscic. Zurück schlägt er erst, als Karl Markus Gauß mit wenig feinen Worten angreift: Für Ö3 habe man offenbar "die größten Deppen eines Maturajahrganges" engagiert. Die Moderatoren klagen, und mit ihnen ihr Chef. Man versöhnt sich, als sich Intellektuelle wie Robert Menasse der Kritik anschließen, der ORF übernimmt die Prozesskosten.

Chef von MTV Deutschland zu werden, schlägt Roscic 2001 noch aus. Doch als ÖVP und FPÖ mit einem neuen ORF-Gesetz die Ö3-Promotion im Fernsehen streichen und eine genehmere Generalin auf dem Küniglberg installieren, zögert er nicht mehr, als Universal ihm den Chefposten anbietet, vorerst jedenfalls für Österreich.

Da bekümmert den 38-Jährigen auch nicht wirklich, dass er als Plattenchef plötzlich auch Austropopper vertreten könnte. Aber mit dem ORF macht er neue Stars jetzt ohnehin erst einmal selbst. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 22.723.2.2003)