Das Leben ist gepflastert mit glücklichen Zufällen. Leider haben nur die wenigsten Menschen die Gabe, sie als solche zu erkennen. Und sich dann auch noch zu jenen Entscheidungen aufzuraffen, mit denen das Glückliche am Zufall erst wachgerüttelt werden muss. Der Biotechniker Zlatko Trajanoski ist einer jener Beneidenswerten, die über beides verfügen: den nötigen Weitblick, um Chancen zu erkennen, und den Mut, sie auch zu nutzen.

Der 39-jährige gebürtige Mazedonier, der bereits seit 19 Jahren aus Herzensgründen in Graz lebt, erkannte seine große Chance im Jahr 1999: "Damals stand man kurz davor, das menschliche Genom zu entschlüsseln. Da ist mir bewusst geworden, dass sich hier für Leute mit ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung gigantische Perspektiven eröffnen, denn bei diesem Projekt geht es ja auch um die Verarbeitung riesiger Datenmengen, um Automatisierungstechnik, Logistik und so weiter." Zu diesem Zeitpunkt hatte der bis dahin klassische Medizintechiker jahrelang als Assistent am Institut für Elektro-und Biomedizinische Technik der TU Graz gearbeitet, drei Forschungssemester an der Yale-Universität verbracht und sich mit einer Arbeit über Glukose-Messtechniken habilitiert.

"Ich war damals auf der Suche nach einer echten wissenschaftlichen Herausforderung", berichtet Trajanoski. Das Genomprojekt brachte dann den Stein ins Rollen. Um sich die nötige biotechnische und bioinformatische Expertise anzueignen, übersiedelte der Forscher kurz entschlossen in die USA, wo auf diesem Feld bereits intensiv gearbeitet wurde.

Eineinhalb Jahre sammelte er am berühmten TIGR (The Institute for Genomic Research) und am National Institute of Health Know-how über die Technologie von Genchips, welche zur Identifikation von Genen eingesetzt werden. Wieder zurück in Österreich, ging's mit der Karriere dann so richtig los, denn mittlerweile stand auch hier die Genforschung an der Spitze der wissenschaftlichen Prioritätenliste - und Experten mit dem nötigen technischen und molekularbiologischen Wissen waren (und sind) mehr als rar.

Dementsprechend begehrt ist auch der Trajanoskische Know-how-Import. Ob seine Mitarbeit in zwei Genomforschungsprojekten und die Leitung des neuen Christian-Doppler-Labors für Genomik und Bioinformatik in Graz und seine Funktion als bisher einziger heimischer Uniprofessor für Bioinformatik nicht gelegentlich die Sehnsucht nach einem Arbeitsklon aufkommen lässt? Nicht, wenn die Forschung Leidenschaft ist: "Man will doch selbst dabei sein, wenn's spannend ist - und das ist es in diesem Bereich immer."

Um auch in der knappen Freizeit den Adrenalinspiegel nicht ganz absacken zu lassen, setzt sich Trajanoski, falls er nicht gerade US-Krimis schmökert, am liebsten auf sein Motorrad, sucht die Herausforderung auf engen, kurvenreichen Bergstraßen. (Doris Griesser/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23. 2. 2003)