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Hillary Clinton auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Denver. "Barack Obama ist mein Kandidat, und er muss unser Präsident sein."

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Frenetischer Jubel beim Auftritt der Senatorin im Pepsi Center in Denver.

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Unter den jubelden Anhängern: Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton.

Eine loyale Parteisoldatin tritt zurück in die Reihe: Beim demokratischen Parteitag in Denver rief Hillary Clinton dazu auf, Obama bedingungslos zu unterstützen. Ihm ein paar Tipps mitzugeben konnte sie sich nicht verkneifen.

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Es beginnt mit einem Lachen, einem schrillen, hysterischen Kreischen. "Lache ich wirklich so?" , hört man Hillary Clinton in gespielter Ratlosigkeit fragen. Das war, als die Komödiantin Amy Poehler sie bei "Saturday Night Live" imitierte und sie tapfer mitspielte. Der Wahlkampfgag sollte zeigen, dass die Eiserne Lady auch ausgelassen und witzig sein kann. Jetzt läuft der Sketch noch einmal über die gewaltigen Bildschirme, die unterm Hallendach hängen. Er soll die Stimmung auflockern, den Anhängern der Ex-Kandidatin das Wehmütige nehmen.

Dann aber wird es ein Abschied in Würde, ein Abschied ohne einen einzigen Lacher. Im pfirsichfarbenen Kostüm steht sie da und kommt drei Minuten nicht zum Reden, so lange jubelt der Saal. Und dann dauert es keine dreißig Sekunden, bis der entscheidende Satz über ihre Lippen kommt. "Ich bin als stolze Anhängerin Barack Obamas hier."

Damit ist eigentlich alles gesagt. Die Revolte ist abgeblasen, bevor sie den Konvent ins Chaos stürzen kann. Hillary stellt sich hinter ihren Rivalen. Sie hält keine überschwängliche Laudatio auf ihn. Sie sonnt sich auch nicht in dem Applaus. Sie wartet das Ende der Beifallsstürme nie ab. Sie wirkt, als wollte sie es schnell hinter sich bringen. Clinton tut ihre Pflicht.

Hillary fordert Versicherung

"Barack Obama ist mein Kandidat, und er muss unser Präsident werden." Wenn Obama erst regiere, werde er der Wirtschaft neues Leben einhauchen, sagt sie und erinnert an Bill Clinton, der einst einer schwächelnden Ökonomie selbst neue Impulse gab. Sachte will sie den Newcomer daran erinnern, in wessen Fußstapfen er tritt, falls er ins Weiße Haus zieht. "Ich kann es nicht erwarten, dass Barack Obama einen Gesundheitsplan zum Gesetz werden lässt, der jeden einzelnen Amerikaner abdeckt" , schiebt sie hinterher.

Eine Krankenversicherung für alle, auch für die 47 Millionen US-Bürger, die draußen im Regen stehen, das war immer ihr Markenzeichen. Obama, suggeriert sie, möge nicht wackeln, wenn es ernst wird mit dem Plan. Ihrem Plan. Es ist, als wollte sie ihm in knappen Passagen ein Regierungsprogramm aufschreiben.

Dann ruft sie zum Duell gegen die Republikaner auf. Es ergebe schon Sinn, wenn John McCain und George W. Bush nächste Woche, auf dem Kongress der Republikaner, gemeinsam in der Zwillingsstadt Minneapolis/St. Paul auftreten. "Heutzutage kann man die zwei ja kaum unterscheiden."

Paul Anderson, ein Delegierter aus Colorado, hat gleich drei Plakate unter seinem Stuhl liegen. Er muss höllisch aufpassen, dass er im richtigen Moment das richtige Spruchband zieht. Der Kongress braucht einheitliche Bilder, kein falsches Poster soll die Phalanx stören. Vor ihm halten Vorturner das Schild hoch, das gleich an der Reihe ist. "Unity" ist der Renner des Abends.

Nach Clintons Auftritt stellt er sich in die Halle vor die Fernsehkameras. "Leidenschaftlich, würdevoll" , sagt er, war Hillarys Auftritt. Es klingt ein wenig zu einstudiert. Bei Mary Stanton dagegen, einer Lehrerin aus Minnesota, ist nichts gespielt. Sie kämpft mit den Tränen. "Hillary war groß" , sagt sie. Sie hat uns allen eine Lektion erteilt." (Frank Herrmann aus Denver/DER STANDARD, Printausgabe, 28.8.2008)