Immer mehr Patienten hinterfragen die Leistungen der Ärzte, berichtet das Ö1-Morgenjournal. So steigt die Zahl der bearbeiteten Fälle bei Patientenanwaltschaften um rund zehn Prozent pro Jahr. Gerald Bachinger, der Sprecher der Patientenanwälte in den neun Bundesländern, führt das vor allem darauf zurück, dass immer mehr Patienten die Leistung von Ärzten hinterfragen: "Wir merken, dass das Verhalten, dass man gegen einen sogenannten 'Gott in Weiß' nicht vorgehen kann, immer weiter abnimmt, und dass die Anbieter im Gesundheitswesen als Dienstleister gesehen werden, wo man die Leistung auch überprüfen lassen kann."
Dunkelziffer
Bachinger geht aber davon aus, dass immer noch zehn Mal so viele Patienten einen Grund für eine Beschwerde hätten und dass angesichts dieser Dunkelziffer die Zahl der Beschwerden weiter steigen wird. Bei rund einem Drittel der aktuellen Beschwerden sieht die Patientenanwaltschaft einen Verdacht auf einen ärztlichen Behandlungsfehler. Rund zwei Drittel erfolgen laut Bachinger durchaus begründet. "Dort, wo Menschen arbeiten, können auch Fehler passieren. Dafür haben sehr viele Menschen auch Verständnis. Wo sehr oft das Fass zum Überlaufen gebracht wird, das ist dann, wenn Patienten oder Angehörige das Gefühl haben, dass Fehler unter den Teppich gekehrt werden oder dass sie dann in ihrer schwierigen Situation nicht ernst genommen werden", so Bachinger.
Umgang mit Patienten verbesserungswürdig
Bachinger wünscht sich daher, dass im Medizinstudium und bei der Ärzte-Fortbildung mehr Wert auf Ausbildung im Bereich Kommunikation und Umgang mit Patienten gelegt wird. Der Anstieg der Beschwerdefälle bedeute nicht, dass die Qualität der medizinischen Versorgung sinkt. Überhaupt gebe es in Österreich keine Indikatoren, aus denen man ableiten könnte, ob der Mythos vom besten Gesundheitssystem stimmt. Der Patientenanwalt fordert deshalb von der künftigen Bundesregierung, dass es in Zukunft allen Spitälern Qualitätsberichte gibt.
Bewertungssystem
Ebenso schlägt er ein Bewertungssystem nach anglo-amerikanischem Vorbild vor: "Eine Art 'Sternderl-System' - mit verschiedenen Bereichen: Patientensicherheit, oder Qualitätsprojekte oder Komplikationsraten oder Eingriffe, die von der Häufigkeit in den verschiedenen Einrichtungen durchgeführt werden. Da kann sich dann der Patient aussuchen, in welches Krankenhaus er lieber und in welches er lieber nicht geht", so Bachinger. Ein Patientenrecht auf Information über die Qualität der Behandlung will Bachinger auch in der neuen Patienten-Charta festschreiben, über die es derzeit erste Gespräche gibt. (red)