Für Do&Co ist Turkish neben der AUA der größte Airline-Partner.
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Istanbul/Wien - Nach der Lufthansa und der russischen S7 hat am Mittwoch auch die mehrheitlich börsennotierte Turkish Airlines ihr Interesse an der AUAkundgetan. Ihr Chef, Temel Kotil, sagte: "Wir interessieren uns für die zum Verkauf stehenden Anteile der AUA. Wir wollen expandieren, haben aber noch keine konkreten Beschlüsse gefasst" . Die AUA suche einen strategischen Partner, "der könnten wir werden" . "Aber wir würden kein bloßer Finanzinvestor sein" , so Kotil, der mit der AUAals Partner schneller wachsen könnte und den Zugang zu den begehrten weltweiten Landerechten bekäme. Außerdem bereite Turkish ein Angebot für die zum Verkauf stehenden 49-Prozent an Air Bosna vor.
Turkish habe bis jetzt den für heuer prognostizierten Gewinn um sechs Prozent übertroffen, sagte Kotil. Im Vorjahr hat die Airline rund zwei Mrd. Dollar umgesetzt, heuer werden es drei Mrd. Dollar (2,03 Mrd. Euro) sein. Turkish plant die Anzahl der Flieger von derzeit rund 110 bis zum Jahresende auf 126 (AUA: 99) aufzustocken. 2007 konnte Turkish Airlines, die seit heuer Mitglied der Star Alliance ist, den Nettogewinn um 80 Prozent auf 224 Mio. Dollar steigern. Der Gewinn vor Steuern betrug 311 Mio. Dollar. Im Vorjahr wurden 19,6 Mio. Passagiere befördert, die AUA kam auf knapp elf Mio. Die größte türkische Fluggesellschaft fliegt insgesamt 965 Flughäfen in 162 Ländern an.
Kulinarisches von Do&Co
Zumindest kulinarisch ist Do&Co seit Anfang 2007 ein wesentlicher Stützpfeiler der Turkish. Do&Co-Chef Attila Dogudan, selbst gebürtiger Türke, ist für das komplette Catering derAirline verantwortlich. "Die Zufriedenheitswerte der Passagiere haben sich seither von ursprünglich 49 Prozent auf 92 Prozent erhöht" , freut sich Dogudan. Er hat die Produktion Zug um Zug geändert. Turkish Do&Co betreibt mittlerweile neun Gourmetküchen in der Türkei: Istanbul (Atatürk und Sabiha Gökcen), Ankara, Antalya, Izmir, Bodrum, Trabzon, Dalaman und Adana. An diesen Standorten werden über 60 nationale und internationale Fluglinien bedient. Bis zu 60.000 Bord-Mahlzeiten, das sind 400 bis 500 Flieger täglich, die Do&Co in der Hochsaison pro Tag von der Türkei aus beliefert.
Seine größte Küche, die zügig modernisiert wird, steht am Atatürk Airport mit 33.000 m2. Bis zum Jahresende soll das derzeit in Bau befindliche Schulungs- und Ausbildungszentrum am Airport für das gesamte Kabinenpersonal fertig sein. Auch das wird unter der Regie von Do& Co laufen.
Von den 5000 Do&Co-Mitarbeitern arbeiten 1700 in der Türkei und nur 1200 in Österreich. Zwei Drittel seines Umsatzes von heuer 400 Mio. Euro werden bereits im Ausland erzielt, sagte Dogudan zum Standard und beklagt gleichzeitig die geringe Mobilität der Menschen. "Wir würden in der Sekunde 100 oder auch mehr Mitarbeiter einstellen, die bereit sind, in New York, London, Frankfurt oder Istanbul zu arbeiten" . Neben jungen Köchen sucht Do&Co Projektleiter, die bereits als Betriebsberater gearbeitet haben und kleinere und größere komplexe Probleme lösen können. Bedarf hätte Dogudan auch an Juristen und Wirtschaftern.
Mitarbeiter gesucht
Gesucht werden zudem Mitarbeiter aus dem Human Resources-Bereich, die gerne mit Menschen arbeiten, andere motivieren können und eine hohe Sensibilität haben. Bedarf bestünde auch an Restaurants- und Events-Leitern. "Wenn wir mehr Leute hätten, könnten wir unglaublich wachsen, denn selbst wenn eine Rezession kommt, müssen wir uns erst recht auf das Premium-Segment konzentrieren", sagte Dogudan und meint, "derzeit müssen wir betteln, wenn wir Leute suchen". (Jürgen Gottschlich, Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)