Wien  - Der prekären Situation vieler Praktikanten wollen sich nun vor der Wahl SPÖ-Jugend und die jungen Gewerkschafter annehmen. In einem Pressegespräch forderten SPÖ-Jugendkandidatin Laura Rudas und der Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend, Jürgen Michlmayr, die Einführung eines Praktikantengesetzes, mit dem u.a. Arbeitszeit und allfällige Überstundenzuschläge geregelt werden sollten. Zusätzlich sollen die Sozialpartner einen Mindestlohn für Praktikanten aushandeln. Als Richtwert kann sich Michlmayr dabei jene 990 Euro vorstellen, die in der Metallindustrie für Praktikanten bereits gelten.

Ein Drittel arbeitet gratis

Laut Studien muss derzeit ein Drittel der Praktikanten seine Tätigkeit ohne Bezahlung absolvieren. Der Monatsverdienst liegt im Schnitt bei etwa 250 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht einmal 40 Prozent der Praktikanten schriftliche Vereinbarungen abgeschlossen haben.

Zur Untermauerung der Problematik hatten Rudas und Michlmayr einige Betroffene mitgebracht. So berichtete die Absolventin einer HBLA von einem Pflichtpraktikum in einer Wiener Pension, bei dem ihr Stundenlohn zwei Euro betragen habe. Dabei sei sie während dieser rund zwölf Wochen immerhin auch alleine für den gesamten Rezeptionsbereich zuständig gewesen.

Dienstzeit

Der Tourismus ist überhaupt eine jener Branchen, in denen sich nach Angaben der jungen Sozialdemokraten die Probleme besonders auftürmen. Ebenfalls negative Erfahrungen werden aus der Medienbranche sowie aus dem Bereich Kunst und Kultur berichtet.

Für Ärger sorgt auch, dass bei vielen Praktikanten deren Dienstzeit immer weiter verlängert wird und diese über Monate hinweg vollwertige Arbeiten verrichten würden, ohne dafür arbeitsrechtlich abgesichert und entsprechend bezahlt zu werden. Michlmayr verlangt in diesem Zusammenhang eine Maximaldauer bei Praktika. Als sinnvoll erschienen ihm solche Dienstverhältnisse für etwa zwei bis drei Monate. Wenn das Praktikum länger gehe, werde es kritisch.

Neben den politischen Notwendigkeiten sehen Rudas und Michlmayr auch die Institutionen selbst gefordert. So müsse es für Praktikanten bessere Informationen sowohl in Schulen als auch in Universitäten und bei den Unternehmen selbst geben. Für Pflichtpraktika müssten überhaupt eigene Betreuer zur Verfügung stehen. (APA)