Rom - Lobbyismus beim 65. Filmfestival von Venedig? Die Kritik an der "zu patriotischen" Filmauswahl, die das deutsche Wochenmagazin "Der Spiegel" formuliert hatte, wies Festival-Direktor Marco Müller jedenfalls am Mittwoch in der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" zurück: "Das stimmt nicht. Vier italienische Filme kämpfen um den Goldenen Löwen, das ist normal. Angesichts der Vitalität des italienischen Films haben wir uns in der Zahl der zugelassenen Filme sogar eingeschränkt".

Müller in dem Zeitungs-Interview: "Es würde mich überraschen, wenn ein italienischer Film keinen Preis gewinnen würde. Italien verdient meiner Ansicht nach zwei Preise für zwei Filme, die mir außerordentlich erscheinen. Hoffentlich ist auch Jury-Präsident Wim Wenders dieser Ansicht". Neu am Filmfestival sei die Kommission, die die Filme für die Veranstaltung gewählt habe. "Ich brauchte neue, junge Gesichter, Mitarbeiter, die mir widersprechen können", so Müller.

US-Streifen

Auf den Vorwurf, das Filmfestival in Venedig habe viele Hollywood-Filme ausgeschlossen, antwortete Müller: "Es ist nicht meine Schuld, wenn die spektakulären amerikanischen Filme nicht fertig waren, weil sie rund um Weihnachten auf den Markt kommen. Jedenfalls gibt es fünf US-Streifen in Venedig, die von Superstars interpretiert werden. An Glamour wird es nicht fehlen. Braucht man unbedingt Hollywood, damit ein Film spektakulär ist? Venedig bleibt auch ohne die großen Filmproduktionsgesellschaften die wichtigste Plattform für amerikanische Regisseure".

Er bestritt, dass das Venediger Festival in Konkurrenz mit dem im Oktober geplanten Filmfest in Rom getreten sei. "Ich bin froh, dass sich Italien auch das Filmfest in Rom leisten kann. Venedig bleibt jedoch die internationale Veranstaltung, auf der man mit der ganzen Welt konfrontiert wird". (APA)