Das deutsche Marktforschungsinstitut GfK hat die milliardenschwere Übernahme des größeren britischen Wettbewerbers Taylor Nelson Sofres (TNS) nach monatelangem Tauziehen aufgegeben. "Die Vorstellungen der Investoren, mit denen wir gesprochen haben, haben nicht zu dem gepasst, was wir wollen", sagte der GfK-Vorstandschef Klaus Wübbenhorst am Mittwoch in Nürnberg. Dabei sei es um ein ganzes Bündel von Forderungen der Verhandlungspartner gegangen, bei denen aus Sicht der GfK keine Übereinkunft möglich gewesen sei.

So hätten die Bedingungen, zu denen eine Finanzierung möglich gewesen wäre, kein ausreichend zufriedenstellendes Alternativangebot für TNS ermöglicht, erläuterte Wübbenhorst. Die unterschiedlichen Vorstellungen hierzu hätten sich nicht überbrücken lassen, sagte er. Zu einem Alternativangebot wäre die GfK unter Umständen bei einem Bieterwettstreit um TNS gezwungen gewesen.

Auch sei in der Frage, welchen Einfluss der mögliche künftige Investor auf die Unternehmensführung der GfK/TNS habe, mit den Verhandlungspartnern keine Übereinstimmung gefunden worden, sagte der GfK-Chef. "Wer viel Geld gibt, will natürlich Rechte haben". Dafür habe die GfK zwar grundsätzlich Verständnis. "Aber da gab es Bedingungen, die nicht akzeptabel gewesen sind."

Verständnis von Unternehmensführung

Schließlich müssten die Investoren auch die Firmenkultur der GfK und das Verständnis des Hauptanteilseigners GfK-Verein von Unternehmensführung teilen. Der GfK-Verein besitzt 58 Prozent der Anteile an dem Marktforschungsunternehmen. "Wir waren an TNS interessiert. Wir wollen aber keinen Kauf um jeden Preis", fügte er hinzu. "Wir wollten uns auf keine Preisschlachten einlassen, von denen am Ende nur die TNS-Aktionäre profitiert hätten", sagte der Chef des im SDAX notierten Unternehmens. Der Kurs der GfK-Aktie kletterte am am Mittwoch um 6,1 Prozent auf 24,48 Euro.

Die GfK-Führung habe daher am Dienstagabend beschlossen, die Gespräche nicht weiterzuführen, sagte Wübbenhorst. Zwar wäre die 50-Tage-Frist zur Abgabe eines Übernahmeangebots erst am 19. September ausgelaufen. "Wir hätten uns aber in diesem Fall mit dem Partner schriftlich einigen und auch mit den Banken die Finanzierung geklärt haben müssen. Da wären eine Menge Hausaufgaben zu machen gewesen, was zeitlich nicht so schnell möglich gewesen wäre", erläuterte der GfK- Chef.

TNS betonte am Mittwoch erneut, dass das derzeitige feindliche Gebot von WPP von rund 1,1 Mrd. Pfund (1,38 Mrd. Euro) immer noch zu niedrig sei. WPP-Chef Martin Sorrell hatte immer wieder die Fähigkeit der GfK in Frage gestellt, TNS zu übernehmen. Erst kürzlich hatte er nach Medienangaben gesagt, die Deutschen "laufen herum wie geköpfte Hühner, um das Geld zusammenzubringen".

Angaben zu den Investoren, mit denen die GfK verhandelt hatte, lehnte Wübbenhorst ab. Einen Bericht des "manager magazins", wonach dazu auch der Finanzinvestor Apax gehört hatte, wollte Wübbenhorst weder bestätigen noch dementieren. Beobachter rechnen damit, dass nun der britische Werbekonzern WPP die TNS übernehmen wird.

"Fusion unter Gleichen"

Ursprünglich hatte die GfK mit TNS eine Fusion unter Gleichen angestrebt und wollte so zur Nummer drei der Marktforscher aufsteigen. Der Werbekonzern WPP hatte das Vorhaben aber seit Monaten gestört und zuletzt ein feindliches Angebot für TNS vorgelegt. Die Nürnberger feilten seitdem an einem eigenen Offert und wollten dabei auch finanzkräftige Partner ins Boot holen.

Die Übernahme von TNS hätte der GfK nach Wübbenhorsts Worten die Chance eröffnet, "dass wir im Wachstumsmarkt Asien mit einem Schlag groß geworden wären". Die GFK werde nun ihre bisherige Strategie des organischen Wachstums weiterverfolgen und mit dem Aufkauf kleinerer Marktforschungsunternehmen in der Region Asien/Pazifik stärker Fuß fassen. Auf keinen Fall werde sich die GfK nun hektisch um eine andere große Übernahme bemühen. "Wir kaufen nicht etwas, weil etwas nicht geklappt hat" betonte Wübbenhorst. Das Unternehmen sei gut aufgestellt und habe volle Auftragsbücher. (APA/dpa)