Entwertung der Sozialarbeit, Billigarbeitskräfte für die Wirtschaft, Existenzängste von Nachhilfe-Instituten - Was hat das Modell "Nachhilfe statt Studiengebühren" im Jänner 2007 für Aufregung gesorgt! Wir dürfen Sie beruhigen: 20 Monate später ist wenig davon Wirklichkeit geworden.

Wirklichkeit geworden ist das Modell "Mentoring an Schulen" (im Klartext: Nachhilfe um sechs Euro die Stunde) - still und heimlich allerdings. So hat nicht nur die Gesamtheit der österreichischen Studierenden (minus der 22 angemeldeten MentorInnen), nichts davon mitbekommen, sondern auch SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann.

Der verspricht, wie sein Vorgänger Alfred Gusenbauer 2006, die Abschaffung der Studiengebühren. Dabei verteidigte Gusenbauer sein Modell nach der Regierungsbildung im Jänner 2007 stolz. Wer keine Studiengebühren zahlen will, muss auch keine mehr zahlen, hieß es. Und Wissenschaftssprecher Josef Broukal verschätzte sich leicht, als er meinte, 100.000 Studierende würden sich die Studiengebühren zurückerarbeiten.

Jetzt will davon in der SPÖ niemand mehr etwas wissen. Im Unterrichts- und im Wissenschaftsministerium ist man fast peinlich berührt, wenn man das Modell erwähnt. Die BildungspolitikerInnen Erwin Niederwieser und Bettina Vollath gaben schon vor einigen Wochen gegenüber derStandard.at zu, dass der Gusenbauer-Vorschlag  Unsinn war.

Unsinnige Vorschläge stehen in der Politik an der Tagesordnung. Nur: Wenn diese Politik den Studierenden klar machen will, dass das Hochschulsystem ohne Studienbeiträge nicht finanzierbar ist, dann eineinhalb Jahre an diesem unsinnigen Vorschlag herumbastelt, um ihn anschließend totzuschweigen, muss die Tagesordnung unterbrochen werden. Was immer auch das Projekt die beiden Ministerien gekostet hat, das Geld hätten sie jedenfalls besser investieren können. Das wissen sie, und deshalb schweigen sie.

Faymann muss aufpassen: Eineinhalb Jahre sind keine lange Zeit, die Leute erinnern sich an den Umfaller in Sachen Studiengebühren. Statt alte Versprechen aufzuwärmen, sollte die SPÖ ihren Fehler endgültig eingestehen, um den letzten Funken Glaubwürdigkeit bei den Studierenden noch zu retten. (Elisabeth Oberndorfer/derStandard.at, 27. August 2008)