Alpbach - Die Wiener Börse will in diesen Wochen weiter auf Einkaufstour gehen, und es könnte der größte Zukauf in ihrer Geschichte werden. Bis Ende August - also bis zum kommenden Wochenende - läuft die unverbindliche Angebotsfrist für die Prager Börse. Und Wiens Börse wird dafür bieten.

"Wir interessieren uns definitiv dafür", sagte Heinrich Schaller, Vorstand der Wiener Börse AG, am Mittwochnachmittag vor den Nachrichtenagenturen in Alpbach. "Wenn wir aufgefordert werden, ein Angebot zu legen, werden wir das tun". Nachsatz: "Wir sind im Prinzip eingeladen worden."

Das Angebot könnte damit in den Kauf der Mehrheit münden, die zum Verkauf steht. Schaller geht davon aus, dass die Entscheidung, wer im Bieterprozess den Zuschlag bekommt, bald getroffen wird. Somit könne dieser Börse-Verkauf in Tschechien schon in ein bis zwei Monaten über die Bühne gehen.

Keine Fusion

Sollte Wien in Prag zum Zug kommen, wäre aber keine Verschmelzung geplant. "Es wäre sicher keine Fusion", so Schaller. "Für uns ist es wichtig, dass regionale Börsen bestehenbleiben, und wir wollen dieses Prinzip nicht aufgeben."

Ein Zusammenrücken mit der Börse in Prag brächte laut Schaller mehrere Vorteile: "Durch einen größeren Verbund hat man mehr Synergien. Das hilft uns als Börse, den Märkten und den Emittenten."

Finanzierungskonzept wird erarbeitet

Wieviel Wien hinblättern will, wurde vorerst noch nicht gesagt. Medien-Spekulationen, wonach Investmentbanken den Wert der Börse Prag zwischen gut 300 und knapp 600 Mio. Dollar ansetzen, wurden heute auch von Schaller nicht kommentiert. Er bestätigte aber, dass die Börse "gerade an einem Finanzierungskonzept" dafür bastelt. Details dafür nannte er noch nicht.

Bisher sind tschechische Banken (Komercni, Ceska Sporitelna) und internationale Finanzinvestoren maßgebliche Eigner der tschechischen Börse. Anfang August waren diese Mehrheitsanteile auch öffentlich zur Disposition gestellt worden. (APA)