In seinem ersten Interview zur Kulturpolitik, in den Salzburger Nachrichten erschienen, sagte Wilhelm Molterer, dass diese, also die Kulturpolitik, kein Wahlkampfthema sei. Damit hat der ÖVP-Chef nicht ganz unrecht. Denn in den Parteiprogrammen fällt der Kultur meist nur eine marginale Rolle zu. Berufspolitiker interessieren sich in der Regel nicht für Kunst und Kultur abseits der Events. Sie sehen daher auch nicht die Notwendigkeit, in der Kulturnation Österreich Kulturpolitiker aufzubauen.

Was sich rächt, wenn man Kulturpolitik machen soll: Die Parteichefs müssen auf Quereinsteiger zurückgreifen. Dass diese Methode von Erfolg gekrönt ist, liegt schon lange zurück - man erinnere sich in Wien an Ursula Pasterk.

Gewappnet sind gegenwärtig nur die Sozialdemokraten: Claudia Schmied, Quereinsteigerin, ist nach zwei Jahren endlich eingearbeitet. Und die Grünen: Wolfgang Zinggl macht längst vergessen, dass auch er ein Quereinsteiger war.

In der Volkspartei hingegen herrscht, weil der Quereinsteiger Franz Morak keine realen Chancen auf ein Mandat hat, Personalnot. Aus dieser Not macht Molterer nun eine scheinbare Tugend: Er selbst wolle, sagte er, die Kulturagenda übernehmen, falls er Kanzler werde; die Konstruktion mit einem Staatssekretär halte er für "spannend".

Man könnte auch sagen: "verheerend". Denn die Intellektuellen und Künstler fordern einen würdigen Repräsentanten: Viktor Klima erntete vor einem Jahrzehnt für die "Chefsache Kunst" mit einem Quereinsteiger als Kunststaatssekretär nur Hohn. Dies hätte Molterer, kulturpolitisch ähnlich unbeleckt, Warnung genug sein sollen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)