Foto: RHI

Der Magnesitabbau der RHI in Radenthein. Der Weltmarktführer bei Feuerfest-Produkten hat seine Rohstoffbasis über Zukäufe in China abgesichert. In Österreich gibt es insgesamt sieben Standorte.

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"Man vergisst gerne, dass Rohstoffe in unserer Hightech-Welt unabdinglich sind" , sagt Roman Stifter. Und schiebt etwas zynisch nach: "Auch eine moderne Wohlstands- und Hightech-Gesellschaft ist ohne Rohstoffe nicht denkbar." So stecken etwa in jedem Auto 20 Kilogramm Talk, und zwar vor allem in der Lackierung. Auch Papier besteht zu einem großen Teil aus mineralischen Rohstoffen. Und in einem Handy stecken an die 40 verschiedene mineralische und metallische Rohstoffe.

Stifter ist Geschäftsführer des Fachverbands Bergbau-Stahl, einem Wirtschaftsbereich, dem in den letzten Jahren wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ausnahme: der börsennotierte Konzern RHI mit seiner weltweit herausragenden Stellung beim Magnesit, der für Feuerfest-Produkte unabdingbar ist. Weitere Ausnahme: Das Grubenunglück von Lassing, bei dem vor zehn Jahren zehn Bergleute ums Leben kamen, was in der Folge zu einer Schließung der Talkmine führte.
Die Gründe, warum Bergbau für Investoren wieder en vogue ist, sind im internationalen Bereich zu suchen (siehe Artikel "Aus China kommt nichts mehr heraus"). Doch eröffnet dies auch dem heimischen Bergbau wieder Perspektiven.

Hohe Standards

"In vielen Abbau-Bereichen hat Österreich Technologieführerschaft" , sagt Stifter. Dies hänge mit den hohen Standards bei Umwelt- und Arbeitsschutz zusammen, mit denen hierzulande abgebaut wird, und auch mit der Montan-Universität in Leoben, die Experten ausbildet. "Die werden in der ganzen Welt mit Handkuss genommen", sagt Fritz Ebner, Professor an der Montan-Universität.
Die in Österreich vertretenen Konzerne haben in den letzten fünf Jahren etwa 100 Mio. Euro in Modernisierung und langfristige Absicherungen der Bergwerke gesteckt. "Das bringt Regionen, die wirtschaftlich oft nicht sehr stark sind, enorme Sicherheiten" , so Stiftner. Dort, auf dem Land, sei das Image des Bergbaus als Arbeitgeber auch gut; ernsthafte Arbeitsunfälle habe es seit Jahren nicht gegeben.

Von internationaler Bedeutung ist allerdings nur die RHI. Mit einer ganzen Reihen von Magnesit-Vorkommen in China hat das Unternehmen in den letzten Jahren seine Rohstoffbasis abgesichert.
Bei den Industriemineralien, bei denen Österreich eine Rolle spielt, geht es weniger um Mengen denn um Qualität. Da geht es um die Körnigkeit oder die Reinheit von Stoffen. Aufgrund der relativ speziellen Anwendung können auch hohe Preise erzielt werden, sagt Ebner.

Ein Sonderproblem bilden in Österreich die so genannten Baurohstoffe: Sand, Kies, Ton. Von diesen benötigt Österreich rund 15 Tonnen - pro Kopf und Jahr, und zwar, um genügend Material für Straßen-, Häuser- und Brückenbau zu haben. Grundsätzlich gebe es von diesen Baurohstoffen zwar genug, aber der Zugriff liegt im Argen: Häufig liegen die entsprechenden Schottergruben in Siedlungs- oder Wasserschutzgebieten. Außerdem schlägt gerade hier der hohe Benzinpreis zu Buche. Mehr als 30 Kilometer sollte der Bau-Rohstoff nicht transportiert werden müssen, aus Preisgründen.

Rohstoffsicherungsgebiete

Um potenzielle Abbaugebiete auch für künftige Generationen zu sichern, wird derzeit unter der Ägide des Wirtschaftsministeriums an einem "Rohstoffplan" gearbeitet, mit dem Ziel, die Flächen, die Rohstoffsicherungsgebiete genannt werden, auszuweisen. Diese sollen dann in die (von den Ländern geregelten) Raumordnungspläne aufgenommen werden.

Denn: Was vorbei ist, ist vorbei. Es braucht zehn Jahre und viel Kapital, um eine geschlossene Mine wieder zu eröffnen, erklärt Ebner. Häufig geht es überhaupt nicht, weil die Mine "abgesoffn" ist. "Einfach das Türl wieder aufsperren, geht nicht."  (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)