Eine kunstvolle Nature morte mit Plastikpflanzen und schillerndem Fantasie-Flip von Hiroshi Shinno.

Foto: Song Song

Nichts, außer ein wenig Staub, wird die Schönheit dieser Palmkätzchen je trüben. Auch die Knospen werden immer prall an den Zweigen sitzen, die frühlingsgelben Blütenblätter lange Zeit mit ihrer Farbe erfrischen können - schöne neue Plastikwelt.

Dass die Natur der beste Designer ist, weiß auch Hiroshi Shinno und streunte jahrelang über Wiesen und durch Wälder, sammelte und staunte. Was der frischgebackene Akademie-Absolvent der Klasse für abstrakte Malerei (Erwin Bohatsch) allerdings aus den aberhunderten Fundstücken fertigt, bringt wieder andere zum Staunen. Er gießt sie - traditionelle plastische Techniken perfektionierend - ab, die kleinen, zarten Teile. Und bemalt sie: selbst Samen und Staubgefäße, kaum dicker als einen Millimeter und einen halben Zentimeter lang. Durchscheinende Kapseln übersetzt er in kaum von der Natur zu unterscheidende Zwillinge. Wie in einem naturkundlichen Museum präsentieren sich die durchnummerierten Exponate.

Die Installationen zu denen sich Shinnos Pflanzenkopien aus vier Jahren gruppieren, huldigen nichts anderem als der Schönheit. Ihre Perfektion steht in reizvollem Kontrast zu den nicht minder schönen, lebendigen - weil abbröckelnden - Wänden, an denen akribisch genaue Zeichnungen von Pflanzen und Insekten hängen. Von neuen Insekten.

Denn der 1979 in Kioto geborene Shinno, dem die an das Modegeschäft Song Song angeschlossene Galerie seine erste Einzelausstellung ermöglicht, ist weder Entomologe noch Kopist. Die Insekten entspringen seiner Fantasie. Er erfindet und konstruiert sie. Und er baut sie. Das schillernde Krabbelgetier, dass zwischen Blättern und Blüten posiert, setzt er u. a. aus den gegossenen Stengeln und Nussschalen zusammen. Wer genau schaut, kann nebenan, an den Wänden zwischen edlen Modekreationen, Schmetterlingsfantasien entdecken. (kafe/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)