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38,2 Prozent gehen davon aus, dass in Folge der Gesundheitsreform Ordinationen geschlossen werden müssen und 30 Prozent erwarten, dass die Wartezeiten in Arztpraxen noch länger sein werden.

Foto: APA/Günter R. Artinger

Der aktuelle Zustand des österreichischen Gesundheitswesens sorgt seit Monaten für heftige politische Diskussionen. Wie aber denken die Patienten über eine Gesundheitsreform?

Notwendige Reform, mit befürchteten Qualitätseinbußen

80 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung,  "die Gesundheitsreform ist notwendig" - 73,5 Prozent befürchten jedoch gleichzeitig Verschlechterungen in der Versorgung. Obwohl fast 80 Prozent (78,7 Prozent) der über 450 Befragten der Meinung sind, dass eine Gesundheitsreform in Österreich notwendig ist, befürchten fast ebenso viele (73,5 Prozent) dadurch erhebliche Verschlechterungen in der Gesundheitsversorgung.

Minderwertige Medikamente, zu wenig Zeit

50,7 Prozent der Österreicher befürchten etwa, dass sie in Zukunft aufgrund von neuen Regelungen minderwertigere Medikamente erhalten werden. 48,2 Prozent glauben, dass der Arzt weniger Zeit für die Behandlung der einzelnen Patienten haben wird. 38,2 Prozent gehen davon aus, dass in Folge der Gesundheitsreform Ordinationen geschlossen werden müssen und 30 Prozent erwarten, dass die Wartezeiten in Arztpraxen noch länger sein werden.

Nur etwa ein Viertel der Österreicher (26,5 Prozent) hat keine Befürchtungen, dass sich durch die Gesundheitsreform an der Qualität der Gesundheitsversorgung etwas verschlechtern wird.  Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Marketagent-Studie zur Patientenzufriedenheit in Österreich, die bereits zum zweiten Mal im Auftrag von Medscreen durchgeführt wurde.

Hälfte der Arztpraxen entspricht nicht den Ansprüchen

Neben den Erhebungen zu den Themen der Gesundheitsreform hat sich die Studie auch intensiv mit der aktuellen Situation in Österreichs Arztpraxen und der damit verbundenen Patientenzufriedenheit auseinandergesetzt. Die Hälfte der österreichischen Arztpraxen entspricht nicht den Ansprüchen der Patiente. Aus diesen Ergebnissen geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer der Meinung ist, dass Österreichs Ärzte mehr in ihre Arztpraxen investieren müssten.

Wartezimmer werden selten modernisiert

56,4 Prozent geben an, dass sich in den von ihnen genutzten Arztpraxen und deren Wartezimmern seit vielen Jahren nichts geändert hat und sind der Meinung, dass diese heute modernen Ansprüchen nicht mehr entsprechen. Gerald Buchas, Geschäftsführer von Medscreen und Auftraggeber der Studie: "Für die Ärzte sollte dabei alarmierend sein, dass fast die Hälfte aller Befragten das Wartezimmer als wesentlich mitentscheidend dafür bezeichnen, ob sie einen Arzt weiterempfehlen beziehungsweise erneut besuchen. Alle Ärzte sind also gut beraten, der Ausstattung ihrer Wartezimmer mehr Aufmerksamkeit zu widmen."

Keine aktuellen Zeitungen oder Zeitschriften

Bereits im Rahmen der ersten diesbezüglichen Erhebung im Jahr 2006 war einer der Hauptkritikpunkte der Patienten, dass in den Wartezimmern der Ärzte zu wenig aktuelle Informationsangebote zur Verfügung stehen. Diese Unzufriedenheit ist in den letzten beiden Jahren weiter gestiegen. Haben 2006 "nur" 32,6 Prozent der Studienteilnehmer "keine Infoangebote und aktuelle Tageszeitungen/Magazine" in den Wartezimmern ihrer Ärzte kritisiert, so sind es in der aktuellen Studie bereits 41 Prozent aller Patienten.

Patientenaufklärung ausbauen

Immer mehr Patienten bekunden Interesse an Informationen über Zusatzleistungen ihres Arztes, möchten jedoch über diese und andere Standardfragen wie: "Welche Impfungen sind notwendig?" oder "Welche Leistungen zahlen die Kassen?" bereits während der Wartezeit im Wartezimmer informiert werden (78,3 Prozent).

Mehr Zeit für Behandlung vom Arzt

Dabei ist besonders wichtig, dass durch Information im Wartezimmer die wertvolle Zeit beim Arzt selbst besser genutzt werden kann. Denn etwa die Hälfte der Befragten (43,2 Prozent) möchte, dass sich die Ärztin oder der Arzt mehr Zeit für die Behandlung nimmt. Die Patienten gaben im Rahmen der Umfrage an, dass sie 80 Prozent mehr ihrer Zeit in der Arztpraxis im Wartezimmer verbringen als beim Arzt selbst.

Bei zu langer Wartezeit: Arztwechsel

Für 55 Prozent wäre der Umstand, dass der Arzt zu wenig Zeit für den Patienten hat, ein klarer Grund, den Arzt zu wechseln.