Baha: "Kauf von Zertifikaten und Aktien ist krank und falsch, weil man nur von steigenden Kursen profitieren kann."

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Die Kritik an Hedgefonds, sie würden die Preise von Nahrungsmitteln oder Öl in die Höhe treiben, geht nach Ansicht von Superfund-Gründer Christian Baha ins Leere. Andreas Schnauder fragte nach, warum.

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STANDARD: Die Hedgefonds haben nach Ansicht vieler Kommentatoren die Preisexplosion bei Rohstoffen und Getreide zumindest mitverursacht - was ist da dran?

Baha: Natürlich nichts, auch wenn Hedgefonds generell für jede Krise verantwortlich gemacht werden. Hedgefonds sind am Gesamtmarkt viel zu klein und bewegen viel zu wenig, um Preise beeinflussen zu können. Im Bereich der Nahrungsmittel haben alle Hedgefonds zusammen ein Volumen von 100 Milliarden Dollar, das ist ein Bruchteil der tatsächlich gehandelten Mengen. Im Subprime-Markt (Kreditpapiere schlechter Bonität, Anmerkung), wo die Branche ebenfalls für die Krise verantwortlich gemacht wurde, kommen Hedgefonds auf 50 Milliarden Dollar Volumen. Alleine die Investmentbank Bear Stearns hatte so viel in Subprimes investiert.

STANDARD: Die Hedgefonds-Volumina gehen aber in die Billionen.

Baha: Auf allen Märkte zusammen vielleicht, aber da gibt es hunderte. Und trotzdem ist das ein verschwindend kleiner Prozentsatz im Vergleich zu dem, was insgesamt gehandelt wird - nämlich weniger als ein Prozent. Was die Preise treibt, ist die riesige Nachfrage, vor allem aus China. Zudem entstand aus der Biosprit-Beimischung eine Preistreiberei.

Hedgefonds können auch deshalb nicht verantwortlich sein, weil sie long und short gehen, also auf steigende und auf fallende Kurse setzen. Wenn fallende Märkte ebenso Gewinne bringen, warum sollten Hedgefonds dann ausgerechnet nur auf steigende setzen? Allein das zeigt schon, warum diese ganzen Vorwürfe an den Haaren herbeigezogen sind. Hedgefonds waren auch nicht verantwortlich, als die Preise etwa bei Öl und Getreide jahrelang so tief waren.

STANDARD: Inwieweit haben die vielen Derivate wie Futures oder Optionen noch eine Absicherungsfunktion für die Realwirtschaft?

Baha: Nur Airlines, deren Vorstände nicht clever genug waren, haben Öl nicht abgesichert. Ansonsten wird das Instrument sehr stark verwendet. Über 50 Prozent des Handels dient der Absicherung. In Phasen, wo es starke Trends gibt, steigt der Anteil auf ungefähr 80 Prozent. Natürlich treibt die Absicherung selbst den Preis, wenn sich viele Marktteilnehmer gegen steigende Kurse absichern.

Ähnlich ist der Effekt bei Zertifikaten auf Rohstoffe, die von Banken begeben werden. Das sind reine Long-Produkte. Das ist genauso krank und falsch wie der Kauf von Aktien, bei denen man nur von steigenden Kursen profitieren kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Blase auch auf diesem Gebiet platzt, so wie wir das bei den Immobilien bereits gesehen haben.

STANDARD: Und wann platzt sie bei den Rohstoffen? - Eine Korrektur ist etwa bei Öl in den letzten Wochen ja schon eingetreten.

Baha: Bei Rohstoffen wird es nie zu einer Blase kommen, weil sich der Preis nach Angebot und Nachfrage richtet. Dadurch, dass die Preise über 25 Jahre im Keller waren, sind - beispielsweise bei Erzminen - Kapazitäten abgebaut worden. Die Aktivierung stillgelegter Abbaustätten dauert wegen der großen behördlichen Auflagen bis zu fünf Jahre. Bei Rohöl oder Gold sehe ich eine ganz normale Korrektur nach den massiven Anstiegen. Die Rohstoffhausse ist erst fünf oder sechs Jahre alt. Normalerweise dauern solche Aufschwungphasen 15 oder 20 Jahre.

STANDARD: Was empfehlen Sie Kleinanlegern?

Baha: Vor allem eine breite Streuung des Investments und das Setzen auf Märkte, die miteinander keine Korrelation aufweisen. Wenn man dann auch noch - wie bei Hedgefonds - auf fallende und steigende Kurse setzen kann, was Aktienfonds nicht können, dann kann man in jeder Marktlage profitieren. Wir zeigen mit Superfund, wie das erfolgreich geht.

STANDARD: Die Performance bei Superfund ist aber auch ziemlich durchwachsen.

Baha: Wir hatten mit 30 bis 60 Prozent Wertzuwachs unserer Fonds 2008 das stärkste Halbjahr bisher. Wegen der Korrektur im Juli und August haben wir einen Teil der Gewinne wieder abgegeben, das ist ganz normal.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2008)