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Sport bringt Politikern Publicity. Man nehme nur das Beispiel Nightrace in Schaldming. Hier 2006, von rechts: Gusenbauer, Fischer , Schüssel, Gehrer. Doch Sportpolitik ist mehr als Winkewinke.

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Wien - Die Regierungspartei ÖVP hebt in ihrem Grundsatzprogramm (1995) einen der Kernbegriffe des Sports, das Leistungsprinzip, an eine zentrale Stelle der Argumentation. Leistungswille und unternehmerisches Risiko seien zwar nicht identisch, müssten aber gefördert werden. Die Zusammenlegung der Dachverbände (Askö, Sportunion, Asvö) lehnt VP-Sportsprecher Peter Haubner dennoch ab. Verbände sind da und bleiben.

Das gesellschaftliche Feld Sport muss nach Haubner in seiner Vielfalt (Sportverwaltung und -förderung ist in Österreich weitgehend Sache der Bundesländer) und Autonomie erhalten bleiben. Wenn es freilich um den Spitzensport geht, sollte ein Masterplan (zentrale Talente- und Nachwuchsförderung) erstellt werden, olympische Bewegung und Verbände sollten sich besser koordinieren, die Effizienz des (seit Schwarz-Blau) erheblich gestiegenen Einsatzes öffentlicher Förderungen ist zu steigern. Ohne freilich die derzeit gesetzlich fixierte Aufteilung der Mittel (ein Viertel für den ÖFB!) anzutasten. Haubner: "Der Reformprozess 'Sport:Zukunft' der aktuellen Bundesregierung hat hier bereits sehr konstruktive Ansätze gebracht."

Im Grundsatzprogramm der Bürgerlichen steht, dass die Würde des Menschen von seiner Leistungsfähigkeit unberührt bleibe, so weist Haubner darauf hin, dass "Sport in Österreich" nicht nur auf die Bilanz von Peking reduziert werden dürfe, sondern Freude an der Bewegung vermitteln sollte. Da ist einiges schiefgegangen. "Wir haben eine bewegungsarme Gesellschaft erzeugt", sagt Haubner. Siehe die Kürzung der Bewegungseinheiten in der Schule durch die VP-Ministerin Elisabeth Gehrer. Wie BZÖ-Sportsprecher Westenthaler (siehe unten) schreibt Haubner diese negative Entwicklung freilich hauptsächlich der Schulautonomie zu. "Das ist bei allen Finanznöten nicht zu akzeptieren." Die tägliche Turnstunde müsse her. Vom Kindergarten bis zur Berufsschule.

Das unter Schwarz-Blau angegangene Berufssportgesetz sollte die soziale Sicherung des Sportlers (und die Absicherung der ehrenamtlichen Funktionäre) gewährleisten, seit Jahren stockt der Prozess, Haubner will ihn wieder aufgreifen. Immerhin steht im Grundsatzprogramm, dass "Spitzenleistungen in Kunst und Sport" das "allgemeine Leistungsdenken" ankurbeln. Wie auch Haubner moniert, spielen Bewegungsräume in der öffentlichen Raumplanung eine untergeordnete Rolle, vielleicht ist dieses Defizit in Zusammenhang mit einer neuen Gesundheitspolitik zu beheben. Haubner: "Ein Euro im Sport spart drei Euro in der Sozialversicherung."

Haubner zitiert Rousseau, der geschrieben hat, "die Freiheit des einen endet da, wo die Freiheit des anderen unzumutbar beeinträchtigt wird". Eine Steuerbefreiung von Sportsponsoring wäre durchaus zulässig, eine gesetzliche Werbebeschränkung für Softdrink- und Fast-Food-Industrie eher nicht. Die Freiheit aller Bürger werde durch die integrative Wirkung des Sports sogar vergrößert. Auch die kommerzielle Verflechtung von Medien und Sportvereinen und -veranstaltern macht Haubner wenig Sorge. "Solange die objektive Berichterstattung nicht gefährdet ist und die Verflechtung zum Wohle des Sports ist." (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 01.09.2008)