Zweimal Barbara in der U-Bahn. Links die klassische, rechts die zeitgenössische Version der Heiligen in der U2.

Foto: Möseneder

Der Wiener Untergrund mutiert quasi zur Kirche. Denn die Verlängerung der U2 brachte einen Zuwachs an Heiligenstatuen mit sich. Tunnelbauer bedanken sich nämlich nach jedem erfolgreichen Loch bei der heiligen Barbara - deren Abbild an mehr oder weniger prominenten Stellen platziert wird. Eher in die Verbannung wanderte die Dame am Praterstern. Man muss die Stiege Richtung Venediger Au hinaufkeuchen, ehe man die Holzplastik findet. Verklärt blickt dort die züchtig verhüllte Heilige auf ihr Wahrzeichen, den Turm.

Ganz anders in der Station Taborstraße. Dort würdigt sie ihr Attribut keines Blickes, sondern starrt den Betrachter mit Alien-Augen ins Gesicht. Über die Züchtigkeit der Verhüllung kann man streiten, es könnte schließlich auch ein luftiges Nachtgewand sein. Den Tunnelbauern hat die Heilige jedenfalls Glück gebracht - obwohl die Kirche nicht falsch liegen konnte. Denn Barbara ist auch die Patronin der Sterbenden. (moe/DER STANDARD; Printausgabe, 3.9.2008)