Wien - Die Theaterwissenschafterin Margret Dietrich eignet sich nicht mehr länger als Namenspatronin für eine Gasse in Wien - die versehentliche Ehrung war ohnehin von kurzer Dauer gewesen: Nach der 2004 verstorbenen einstigen Leiterin des Instituts für Theaterwissenschaft war im Frühjahr 2006 in Floridsdorf eine Gasse nahe der niederösterreichischen Grenze benannt worden. Aufgrund ihrer nun publik gewordenen Mitgliedschaft in der NSDAP hat der zuständige Bezirksausschuss beschlossen, die Gasse in Helene-Richter-Gasse umzubenennen, teilte Bezirksvorsteher Heinz Lehner von der SPÖ am Mittwoch mit.

Die gebürtige Deutsche Dietrich (1920 bis 2006) hatte ab 1943 das Wiener Institut für Theater mit Heinz Kindermann aufgebaut, der 1945 im Zuge des NS-Verbotsgesetzes vorrübergehend seines Postens als Institutsleiter enthoben wurde. Letztlich folgte ihm Dietrich nach dessen Emeritierung als Leiterin ab 1966 nach, was sie bis 1985 blieb. Ihre einstige NS-Mitgliedschaft wurde einer breiteren Öffentlichkeit erst im Zuge von Forschungen anlässlich des 65-jährigen Institutsjubiläums bekannt.

Alternativen erwogen

Daraufhin hatte sich der Bezirk entschlossen, die Gasse der jüdischen Kabarettistin Stella Kadmon zu widmen, der zwischenzeitlich jedoch bereits ein Weg in Favoriten zugesprochen worden war. Die Wahl fiel schlussendlich auf die jüdische Theaterkritikerin Helene Richter: Die 1861 geborene Wienerin starb 1942 an den Folgen der Deportation ins KZ Theresienstadt.

Die neue Namensgebung soll in der nächsten Bezirksvertretungssitzung offiziell beschlossen werden. Die Straßenschilder der Margret-Dietrich-Gasse dürften dann alsbald abmontiert werden, zumal man auch im zuständigen Kulturressort der Umbenennung positiv gegenübersteht. Anrainer müssen ihre Adresse wegen der Umbenennung nicht ändern, da es solche dort noch nicht gibt. (APA/red)