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Foto: Archiv

"Die vollkommene Emanzipation und gesellschaftliche Souveränität erreicht die Frau als Winzerin", sprach der Weinjournalist August Winkler unlängst in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des renommierten Weinpreises "Grandissimo" an den Verbund der elf Winzerinnen. In manchen Fässern muss der Most eben länger gären, um zum Wein zu werden - bei adäquater Behandlung ist dieser Prozess aber unaufhaltsam.

Die elf Frauen, solcherart als erste österreichische Winzer ausgezeichnet für "breitenwirksames Eintreten für höchste Weinqualität", nahmen das hin, wissend und quasi als Bestätigung, dass sie sich in einer Männerdomäne Platz verschafft haben. Dass sie vinifizieren können, haben die elf Winzerinnen in den vergangenen eineinhalb Jahren, seit sie sich zusammengeschlossen haben, bewiesen.

"Elfer-Karton"

Visitenkarte ist der "Elfer-Karton", eine Selektion des Sortenspiegels aus den Weingärten der elf aus dem Burgenland und aus Niederösterreich.

Gemeinsam exportieren sie jetzt auch nach Deutschland, in Österreich führen neben Fachgeschäften Häuser wie das Arlberg Hospiz oder die Wiener Restaurants Schwarzes Kameel und Steirereck die Rebensäfte der Frauen. Die Preise eines FX Pichler haben sie noch nicht erreicht, sie stehen im mittleren Niveau - so kostet etwa der Ruster Ausbruch '99 der Heidi Schröck im Weinhandel rund 26 Euro. Alle elf sind hauptberuflich Weinbäuerinnen, haben zwischen acht und 40 Hektar Anbaufläche, zusammen über 200. Das ist etwa viermal so viel wie die größten Betriebe des Landes, etwa Willi Bründlmayer. Über eine Mio. Bouteillen füllen die elf Betriebe pro Jahr.

Vermarktungs- und Erfahrungsgemeinschaft

Die elf arbeiten in Vermarktungs- und Erfahrungsgemeinschaft zusammen, ohne Rechtsform, ohne Büro. Jede übernimmt einen Part im Netzwerk, alle fünf Wochen gibt es ein Treffen, dazu gemeinsame Seminare, Weinreisen, Verkostungen. Weinhändler und Journalisten werden untereinander im Kreis geschickt. "Die Wirkung ist enorm, jede von uns hat gewaltige Umsatzsprünge", so Birgit Braunstein aus Purbach.

"Früher war der Bauer ein Bauer, heute ist er Unternehmer. Wir haben alle Praktikanten und Angestellte und können so den Weinhauer wieder zu einem attraktiven Beruf machen", sagen die elf, die mittlerweile zur Marke geworden sind. (Karin Bauer, Der Standard, Printausgabe, 24.02.2002)