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Die Polizei patrouilliert täglich am Innsbrucker Hauptbahnhof - die Bevölkerung fürchtet sich trotzdem. Für das Unbehagen seien "Rassismus und Vorurteile gegen die Unterschichten" verantwortlich

Foto: APA/ NEUMAYR FRANZ

Innsbruck - Es gebe objektiv keine "Verschärfung der Situation" rund um den Innsbrucker Hauptbahnhof, sagt Christoph Gstrein von der Jugendwohlfahrt des Landes Tirol. Gstrein beschäftigt sich seit ihrem Auftauchen vor rund vier Jahren mit den sogenannten Nordafrikanern: "Sie sind hier, also müssen wir uns mit ihnen auseinandersetzen." Die meisten von ihnen haben von einem besseren Leben in Europa geträumt, als sie sich in Casablanca auf ein Schiff geschmuggelt haben, ist sich Gstrein sicher. Viele seien nach einem Zwischenstopp in Italien in Innsbruck gelandet, mit einem negativen Asylbescheid, ohne Arbeit und ohne Wohnung. Es sind zwischen 30 und 80 nordafrikanische Männer, ihr "Problem": Sie sind im Stadtbild "sichtbar".

Daher reißt auch die Sicherheitsdebatte nicht ab. Erst am Wochenende wurde ein Pensionist beim Bankomaten am Bahnhof überfallen. Zivilpolizisten haben den Vorfall beobachtet und sofort eingegriffen, sagt Peter Öhm von der Sicherheitspolizei: Einer der beiden Männer aus Nordafrika sei bereits verhaftet, der andere identifiziert

Wahlkampf: Einsatz am Bahnhof

Für Gebi Mair von den Grünen ist die "Sicherheitsdebatte" rund um die Situation am Hauptbahnhof schlicht "Wahlkampfrhetorik": Die Fraktionen im Innsbrucker Gemeinderat hätten sich auf Antrag der SPÖ bereits im Juni auf einen "Krisengipfel" geeinigt, Termin gebe es aber noch keinen. Stattdessen verlange Vizebürgermeister Christoph Platzgummer (für Innsbruck) einen Cobra-Einsatz am Bahnhof. Die Grünen wollen jetzt einen konkreten Termin für den Gipfel.

"Reden ist nie schlecht", sagt auch der Leiter der Sicherheitspolizei, Peter Öhm: "Unabhängig vom subjektiven Sicherheitsgefühl jedes Einzelnen ist die Situation am Hauptbahnhof gemessen an der Zahl der Delikte aber nicht dramatisch." Er betont, dass ohnehin immer Beamte vor Ort seien, in Uniform oder - wie am vergangenen Wochenende - in Zivil. Trotzdem könne nicht "neben jedem Nordafrikaner ein Polizist stehen."

Gipfel mit Substanz


Es sei eine Tatsache, dass die Menschen sich fürchten, bestätigt auch Gebi Mair. Trotzdem müsste das Problem ernsthaft angegangen werden. "Gerüchte" um die "Nordafrikaner" müssten zerstreut werden. Für das Unbehagen seien "Rassismus und Vorurteile gegen die Unterschichten" verantwortlich, so Mair: "Es macht Sinn, dass die Polizei präsent ist, aber es ist keine längerfristige Perspektive." (Verena Langegger/ DER STANDARD Printausgabe4.9.2008)