Quereinsteigerin gegen Langzeit-Grüne: Beatrice Achaleke und ...

Foto: Urban/STANDARD

... Alev Korun wollen beide Stimme im Parlament für die Anliegen und Sorgen der Migranten sein.

Foto: Hendrich/STANDARD

Wien - Noch ist Beatrice Achaleke nicht prominent, doch angequatscht wird sie schon jetzt. "Fast täglich" werde sie in der Straßen- oder U-Bahn angemacht, erzählte sie unlängst dem Standard. Weil viele Männer schwarze Frauen per se für Prostituierte hielten.

Seit Jahrzehnten kämpft die in Kamerun geborene Soziologin gegen gängige Diskriminierungen - bislang in unzähligen Initiativen, bald vielleicht auch im Parlament. Achaleke hat gute Chancen, von den Grünen beim Bundeskongress am Sonntag auf den sicheren dritten Platz der Kandidatenliste gewählt zu werden, aber auch eine Konkurrentin: Mit der gebürtigen Türkin Alev Korun tritt eine andere Migrantin gegen sie an.

Die Parteispitze wirbt für Achaleke, wenn auch mit der gebotenen Vorsicht. Grüne Delegierte lassen sich ungern einen Anwärter "von oben" aufs Aug' drücken, und beim G'riss um einen Platz auf der Wiener Liste war Achaleke durchgefallen. Aber kämpfen ist die "No-Nonsens-Kandidatin" (Alexander Van der Bellen) gewöhnt. Laut Biografie auf der Internetplattform Afrikanet.info - Interviews will Achaleke erst nach dem Sonntag geben - hat sie in Kamerun Demos gegen das Regime veranstaltet und eine der ersten Frauenrechtsgruppen gegründet. Von ihrer nunmehrigen Heimat Wien aus setzt sich die zweifache Mutter (Jahrgang 1970) mit dem International Center for Black Women's Perspectives (Afra) für die Rechte schwarzer Frauen ein und organisiert das Black European Women's Council, das kommenden Dienstag in Brüssel gestartet wird. "Die politische Partizipation" von Immigranten will Achaleke laut Bewerbung als Nationalrätin fördern. Ihr Ansatz: "Information ist Bildung, Bildung ist Macht, wer Macht hat, hat mehr Chancen."

Ihre Rivalin, die gebürtige Türkin Alev Korun, kam im Alter von 19 Jahren nach Österreich, "um hier zu studieren", erzählt sie. Anders als ihre Kontrahentin ist sie schon seit langem bei den Grünen aktiv. Die mittlerweile 39-jährige Mutter einer Tochter arbeitete mehrere Jahre als Referentin im Grünen-Parlamentsklub im Bereich Migration/Integration, sie war Bezirksrätin in Wien und sitzt für die Öko-Partei seit 2005 im Wiener Gemeinderat. Korun will daher am Sonntag vor allem mit ihrer "breiten politischen Erfahrung von Bundes- bis zur kommunalen Ebene" punkten. Warum sie weg aus dem Wiener Landesparlament will, erklärt sie folgendermaßen: "Durch den erklärten Rückzug von Brigid Weinzinger sehe ich im Menschenrechtsbereich eine Lücke, die ich schließen will." Korun will unter anderem für ein vom Mann unabhängiges Aufenthaltsrecht für Frauen kämpfen und gegen die herrschende "Sündenbockpolitik" auftreten.

Wie Achaleke hat sie versucht, über die Wiener Landesliste ins Parlament zu kommen - auch Korun scheiterte. "Das Ergebnis ist zur Kenntnis zu nehmen", sagt sie rückblickend. Ob Korun auch an anderer Stelle antreten wird, wenn sie den Kampf um den dritten Platz auf der Bundesliste verliert: "Das will ich mir noch offenhalten."(Gerald John, Peter Mayr, DER STANDARD-Printausgabe, 4. September 2008)