Foto: AP/ Charles Rex Arbogast

Eine Woche nach den Demokraten waren es Donnerstagnacht die Republikaner, die ihre Kandidaten ins Rennen um das Weiße Haus schickten: John McCain wurde offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt und auch Sarah Palin wurde zur Vizepräsidentschaftskandidatin ernannt.

Foto: AP/ Stephan Savoia

Noch vor einer Woche war Palin außerhalb ihres Heimatstaates Alaska kaum bekannt; nun trat die 44-jährige Gouverneurin im gleißenden Scheinwerferlicht auf der Bühne des Parteitags der Republikaner und ließ sich den Druck, der auf ihr lastete, nicht anmerken. Mit Spannung erwarteten die 2 400 Delegierten in St. Paul ihre Rede, von der es abhängen könnte, wer im kommenden Jänner ins Weiße Haus einziehen wird.

Foto: AP/ Achmad Ibrahim

Erst wenige Tage zuvor waren neue Details aus Palins Vergangenheit bekanntgeworden: Am Mittwoch wurde im Internet ein Video einer Rede vor Schülern veröffentlicht, in der Palin den Irak-Krieg und den umstrittenen Plan zum Bau einer Gaspipeline durch Alaska als gottgewollt bezeichnete. Auch Berichte über die Schwangerschaft von Palins 17-jährige Tochter sowie Vorwürfe des Amtsmissbrauchs sorgten für Wirbel.

Foto: EPA/ Tannen Maury

Von all diesen Vorwürfen ließ sich Palin nichts anmerken: In ihrer Nominierungsrede in St. Paul nannte sie es ein "Privileg", den größten Teil ihres Lebens in einer kleinen Stadt gewohnt zu haben und ging anschließend sogleich in die Offensive: Die Gouverneurin von Alaksa warf dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama vor, seinen Wahlkampf unter der Forderung nach einem politischen Neubeginn vor allem zum eigenen Nutzen zu führen.

Foto: Reuters/ Rick Wilkin

"Es gibt manche Kandidaten, die den Wechsel vor allem nutzen, um ihre eigene Karriere zu fördern. Und dann gibt es solche wie John McCain, die ihre Karriere nutzen, um den Wechsel zu fördern," rief Palin aus. Dann wehrte sich die 44-jährige gegen die Vorwürfe, sie sei für das Amt der Vizepräsidentin zu unerfahren und in Washington zu unbekannt.

Foto: AP/ Jae C. Hong

"Ich gehöre nicht zur Washingtoner politischen Elite", sagte eine gelassen wirkende Palin in ihrer immer wieder von Jubel und Applaus unterbrochenen Rede. "In den vergangenen Tagen habe ich schnell lernen müssen, dass man von manchen Medien als unqualifiziert betrachtet wird, wenn man nicht Mitglied dieser Washingtoner Elite ist. Aber ich habe wichtige Nachrichten für all diese Reporter und Kommentatoren: Ich will nach Washington, um den Menschen dieses Landes zu dienen."

Foto: AP/ Charlie Neibergall

Minutenlang hielt der Beifall der begeisterten Delegierten an. Dann erschien der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain selbst überraschend auf der Bühne, begrüßte Palin und deren Familie. Anschließend wurden McCain und Palin offiziell als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl nominiert.

Foto: Reuters/ Mike Segar

Die Delegierten stellten sich voll hinter Palin und feierten sie wie einen "Obama der Republikaner". Aber das böse Erwachen, so warnen Analytiker, kann immer noch kommen. Denn das, was Palin am Mittwoch präsentierte, war ein vorbereitetes Script, sorgfältig darauf angelegt, ihre Stärken herauszustellen und ihre Schwächen zu umschiffen. Nun fängt die heiße Phase des Wahlkampfes an, "und McCain wird sie von der Leine lassen müssen", sagt eine CNN- Kommentatorin. "Erst dann muss sie sich wirklich bewähren." (mapo/ derStandard.at, 4.9.2008)