Sohail (Mitte) hält nichts von Fundamentalisten, er möchte sich in London integrieren, was nicht einfach ist.

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Terror und Fundamentalismus sind Sohail (Riz Ahmed), Sohn einer pakistanischen Einwandererfamilie, zuwider. Der ehrgeizige Jus-Student will dem Staat, der seine Eltern aufnahm, etwas zurückgeben. Seine Schwester Nasima (Manjinder Virk) fühlt sich Großbritannien weniger verpflichtet, sie demonstriert gegen die Labour-Partei und den Kriegseinsatz der Briten im Irak.

Doch nach den Londoner Bombenattentaten am 7. Juli 2005 geraten beide Weltbilder ins Wanken, denn die Anti-Terror-Gesetze lassen plötzlich viele Freunde der Geschwister ins Umfeld der Terrorverdächtigen rutschen. Was für Nashima reine Schikane ist, wird für Sohail zum inneren Konflikt, denn - was niemand weiß - er arbeitet seit kurzem beim MI5, dem britischen Geheimdienst.

Regisseur Peter Kosminsky (u.a. "Weißer Oleander", "Warriors - Einsatz in Bosnien") erzählt seine Geschichten in zwei Teilen (Sohails Geschichte und Nasimas Geschichte). Die Beschäftigung mit der britisch-muslimischen Gesellschaft und ihrer unterschiedlichen Strömungen beschäftigte den Regisseur bereits in mehreren Projekten. In "Dschihad in the City" versucht er nun, die Welt junger, britischer Muslime zu charakterisieren.

Der Fernseh-Zweiteiler, den Arte am Stück zeigt, erhebt nicht den Anspruch, eine komplexen Gesellschaftsstudie zu sein. Der Film will Bewusstsein schaffen, wo die Probleme liegen. Er erzählt rasch und einfach vom anderen, einem "entwestlichten" Blickwinkel, der zeigen soll, wie Muslime in England mit der Generalverdächtigung umgehen. Dabei lässt Kosminsky seine Botschaft recht direkt durchklingen. Der Film verkommt jedoch - vor allem durch die Szenen, die in Pakistan spielen - nicht zum platten Imperialisten-Bashing. Dank der soliden Schauspielleistung werden bekannte gesellschaftliche Allgemeinplätze sehenswert umgesetzt, selbst wenn die Handlung teils etwas durchsichtig ist. (Georg Horvath/DER STANDARD/Printausgabe, 5.9.2008)