Begonnen hat alles mit dem Kirchenchor: Dessen Mitglieder fragten eines Tages beim Firmenchef an, ob sie das neue Teiglingswerk nicht gesondert besichtigen könnten - den Tag der offenen Tür zur Eröffnung hatten einige nämlich verpasst.

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Was daraus entstanden ist, kann man neuerdings in Petzenkirchen im niederösterreichischen Mostviertel besichtigen: Das "Haubiversum" der Firma Haubenberger, besser bekannt unter dem Markennamen "Haubi's". Die "Wunderwelt des Backens", errichtet um rund fünf Millionen Euro, öffnet dieser Tage für die Besucher ihre Pforten.

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Anfangs sieht man ein Video, in dem der Aufstieg der Firma Haubi's gezeigt wird: Von der ortsansässigen Bäckerei samt Gasthof hin zur Großbäckerei, die mittlerweile alle großen Handelsketten beliefert und ihre vorgegarten Tiefkühlteiglinge auch nach Italien und Kroatien exportiert. Und man erfährt außerdem, wie lange ein "Haubi's"-Mitarbeiter benötigt, um aus einer etwas größeren Teignudel ein Mohnflesserl zu formen:...

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...Ganze zwei Sekunden nämlich. Nach dem kurzen Film folgt das nächste Aha-Erlebnis: Der Besucher gelangt auf etwas überraschende Weise direkt in die Schau-Backstube, wo er dann gleich überprüfen kann, ob aus ihm auch ein Bäcker hätte werden können - oder nicht.

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Jährlich wollten zuletzt schon bis zu 15.000 Gäste das an der Petzenkirchner Kaiserstraße gelegene Teiglingswerk besichtigen, aus dem pro Tag 300.000 Kaisersemmel-Teiglinge in die Welt hinaus verschickt werden und das vor zehn Jahren eröffnet worden war. Im Lauf der Zeit reifte in Firmenchef Anton Haubenberger (links im Bild, mit seinem Vater Anton Walter Haubenberger und Anton Haubenberger jun.; die drei bilden die Geschäftsführung, Anm.) die Idee, anstatt der bisher mitten durch die Fertigungshallen geführten Besuchergruppen eigene Gänge für die Gäste unterhalb der Decken des Teiglingswerks einzuziehen. Jetzt erhofft sich Haubenberger 100.000 Besucher pro Jahr, der Eintritt beträgt acht Euro.

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Dafür kann man kosten, was das Herz begehrt, und man erfährt nebenbei, wo die Semmel und der Kornspitz herkommen.

Mit dem "Brotway" der Bäckerei Mann in Wien hat das Ganze übrigens insofern zu tun, als Kurt Mann erst durch die Betriebsführungen in Petzenkirchen das große Potenzial einer Erlebnisbäckerei entdeckt haben soll. Mann hat die Idee schon vor einigen Jahren umgesetzt,...

 

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...und zwar mit dem selben Architekten: Michael Maier baute auch für Haubenberger schon das Teiglingswerk, nun auch das Haubiversum. Als dessen Wahrzeichen ließ man sich etwas Besonderes einfallen: den sogenannten "Getreideturm", der...

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...schon demnächst die Chefbüros beherbergen wird. Haubenberger - der schon an einen weiteren Ausbau des "Haubiversums" in Form eines Erlebnis-Bauernhofs denkt - kann von hier aus das ganze "Haubiversum" überblicken,...

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...dessen Besucher wiederum können den Haubi's-Mitarbeitern dabei zuschauen, wie sie die "Semmelstraße" bedienen...

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...oder kübelweise Mehl in diverse Maschinen schütten. Mehl wird hier naturgemäß sehr viel verarbeitet, nämlich 60 Tonnen. Pro Tag. Die Frage, ob die ständige Beobachtung für die Mitarbeiter nicht eher eine Belastung sei, verneint Haubenberger entschieden: Ganz im Gegenteil, das sei eher eine Art von Wertschätzung, denn: "Wir zeigen das Handwerk her."

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Die Führungen macht im Übrigen der Betriebsratsvorsitzende, Florian Schedelmayer (rechts im Bild). Er ist seit 1969 in der Firma, erzählte er am Donnerstag. Damals wurde das Petzenkirchner Bauernbrot immerhin schon bis Waidhofen/Ybbs geliefert.

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Brot gebacken wird hier schon seit 1930, in den 80er-Jahren begann dann allerdings der ganz große Aufstieg: 1984 setzte Haubenberger junior, damals Bäckermeister in dritter Generation, seine Idee der vorgegarten Tiefkühlteiglinge in die Tat um. 1988 wurde die Produktionshalle modernisiert und mit der Herstellung begonnen. 1990 wurde "Haubi's" als Markenname eingeführt. Die Umsätze wuchsen jährlich um mehr als 25 Prozent.

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In den Jahren 1997 und 1998 wurde das neue Teiglingswerk, Herzstück des nunmehrigen "Haubiversum", gebaut und mit dem Export nach Italien und Deutschland begonnen. Die neue Produktionsstätte ermöglicht es, stündlich 24.000 Teiglinge zu erzeugen. 1999 folgte eine zweite Halle zur Lagerung der Teiglinge und der Rohstoffe.

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Die Firma setzt heute voll auf "Bio": Knapp 50 Prozent des Umsatzes, der 2007 bei 45,5 Millionen Euro lag, werden mit dieser Produktschiene erwirtschaftet. Haubenberger beschäftigt heute 450 Mitarbeiter, davon 430 in Österreich.

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Einer davon ist Herr Lugbauer, der hier die Luken zum Schau-Backofen für die Kameras öffnet. Im "Haubiversum" kann der Besucher den "Weg der Hefe" miterleben, inklusive dem plötzlichen Temperaturwechsel von warm (Gärprozess) zu eiskalt (Schockgefrierung) und wieder heiß (Backofen).

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Stichwort "Hitze": Auch in wärmeren Gefilden ist die Firma Haubenberger mittlerweile durchaus ein Begriff. Einer der zahlreichen Festgäste der Eröffnung am Donnerstag, Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP), berichtete auf der Bühne von einem denkwürdigen Erlebnis in Dubai: Auf einem Zwischenstopp habe er dort einmal Brot konsumiert, das ihm sogleich "wie von daheim" vorgekommen sei. Die Frage des Ministers, woher denn das Brot stamme, beantwortete der Kellner kurz und knapp: "Haubi's!

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Teilweise wird bei Haubenberger im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet, täglich verlassen rund 800.000 Teiglinge das Werk. Der Fuhrpark ist mittlerweile auf 89 Lkw angewachsen, vor sechs Jahren hielt man noch bei 30. Das Rohstofflager schlägt sich innerhalb von fünf Tagen um, und die im neuen Teiglingswerk geplante Wochenproduktion an Torten ist mittlerweile die Tagesproduktion.

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Expandiert wird weiterhin, auf dem Heimmarkt macht in letzter Zeit allerdings die allgemeine Teuerung etwas zu schaffen. "Der Konsument greift derzeit eher zu Diskonter-Produkten, wir spüren das", erklärte Firmenchef Haubenberger gegenüber Journalisten. Das "Haubiversum" sei allerdings gerade auch dazu gedacht, den Konsumenten näher zu bringen, welche Produktionsabläufe und Logistik, und nicht zuletzt auch Qualitätssicherungsmaßnahmen hinter der einzelnen Kaisersemmel stecken würden - sprich: "Wie wertvoll das tägliche Brot ist."

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Davon überzeugen kann man sich erstmals an diesem Wochenende, wenn das "Haubiversum" für die Allgemeinheit seine Türen öffnet. Haubi's wartet mit einem vielseitigen Programm auf, Beschäftigung für die Kleinen bietet u.a. die Kinderbackstube. (Martin Putschögl, derStandard.at, 5.9.2008)

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Link

www.haubiversum.at

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