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Illustration: Kometenjäger "Rosetta" trifft den bisher kaum erforschten Asteroiden Steins.

Zeichnung: AP/ESA, C.Carreau

Darmstadt - Die erste Begegnung einer europäischen Raumsonde mit einem Asteroiden ist erfolgreich verlaufen. Wenige Stunden nach dem Rendezvous der Kometensonde "Rosetta" mit dem Asteroiden Steins präsentierte die Europäischen Weltraumorganisation ESA am Samstag in Darmstadt die von der Sonde aufgenommenen Bilder des diamantenförmigen Gesteinsbrockens, die insgesamt 23 Krater auf dessen Oberfläche zeigen.

Mit 31.000 Stundenkilometern an Steins vorbeigeflogen

Darunter befinden sich ein bemerkenswert großer Einschlagskrater und eine Kette von sieben kleineren, wie Uwe Keller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im Darmstädter ESA-Kontrollzentrum ESOC mitteilte. "Rosetta" war am Freitagabend mitteleuropäischer Zeit planmäßig mit einer Geschwindigkeit von 31.000 Stundenkilometern an Steins vorbeigeflogen und dabei dem Asteroiden bis auf 800 Kilometer nahe gekommen. Das Rendezvous fand rund 360 Millionen Kilometer von der Erde entfernt im Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter statt. Die Bilder von Steins nahm die "Osiris"-Kamera an Bord von "Rosetta" auf.

Einschlagskrater

Keller erklärte laut Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nach einer ersten Analyse der Fotos, was sofort auffalle, sei der eineinhalb bis zwei Kilometer große Einschlagskrater. Der Krater sei fast halb so groß wie der Durchmesser des Asteroiden, den die Forscher nach ersten Datenanalysen mit rund fünf Kilometer angaben. Keller nannte es "erstaunlich, dass dieser kleine Körper den Einschlag damals überstanden hat". Vermutlich sei der Asteroid durch und durch von Bruchstrukturen durchzogen. Bemerkenswert sei auch die Reihe von kleinen Einschlagskrater in einer Linie: "So etwas haben wir noch auf keinem anderen Asteroiden gesehen."

"Rosetta" hatte sich Steins am Freitag in einem minutiös geplanten Ablauf genähert. Kurz vor der Begegnung vollzog die Sonde eine Drehung, um in eine günstige Position für die Untersuchung des Asteroiden zu kommen. Dabei fiel die Verbindung mit der Kontrollstation auf der Erde für mehr als eine Stunde aus.

Von russischen Forschern entdeckt

Der unregelmäßig geformte Steins, der 1969 von einem russischen Forscher entdeckt und nach dem lettischen Astronomen Karlis Steins benannt wurde, zählt laut ESA zur seltenen Kategorie der sogenannten E-Typ-Asteroiden, die noch nie direkt von einem interplanetaren Raumfahrzeug beobachtet wurden. Diese Asteroiden weisen demnach eine relativ geringe Größe und enge Umlaufbahn auf und sind meist im inneren Teil des Asteroiden-Hauptgürtels anzutreffen. Sie stammen vermutlich aus dem Mantel größerer Asteroiden, die in der Frühgeschichte des Sonnensystems zerstört wurden und wahrscheinlich größtenteils aus Silikatmineralen mit wenig oder keinem Eisenanteil bestehen.

Der ESA-Direktor für Wissenschaft und Robotische Exploration, David Southwood, betonte, je mehr die Forscher über die unterschiedlichen Asteroidentypen wüssten, "desto besser werden wir unsere eigenen Ursprünge verstehen". "Brechen solche Wanderer des Sonnensystems aus dem Asteroidengürtel aus, könnten sie zudem zu einer Gefahr für die Erde werden. Je besser wir sie kennen, desto besser werden wir in der Lage sein, die Risiken einzudämmen, die einige von ihnen in Zukunft darstellen könnten."

Die Erkundung von Steins war das erste wissenschaftliche Ziel von "Rosetta", die 2004 ins All gestartet war. Im Mai 2014 soll die Sonde ihr eigentliches Zielobjekt, den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko, erreichen. Zuvor soll "Rosetta" im Frühjahr 2010 dem Asteroiden Lutetia begegnen, der mit rund 100 Kilometern deutlich größer ist als Steins. (APA/AP)