50 Jahre wurde Edip Sekowitsch, der "Stier von Serbien", alt. Der ermordete Boxer hatte erst kurz vor seinem Tod die Initiative "Gegen Gewalt an Schulen" gestartet.

Standard/Heribert Corn

Wien - Wenn sein Trainer, der ihn 30 Jahre lang begleitet hat, über den Mord an Edip Sekowitsch sagt: "Jetzt, heraußen, hat er den letzten Kampf verloren", ist das nicht im negativen Sinn pathetisch. Sondern spürbar ernst gemeint. Ebenso, wenn die Tochter des erstochenen Boxers ihr Statement bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag mit der Feststellung beendet, sie habe noch nicht ganz verstanden, "dass ein Mensch auf eine solche Art und Weise und alleine sterben muss".

Elf Tage sind vergangen, seit der 50-Jährige vor seinem Lokal "Ring Frei" am Wiedener Gürtel in Wien-Wieden mit fünf Messerstichen in Hals und Herz getötet worden ist. Der Verdächtige: ein 26-jähriger Tschetschene, der bisher eisern schweigt. Er gestand lediglich ein, dass ihm die Tatwaffe gehöre.

Bei der Pressekonferenz, die im Inzersdorfer Sportcafé des ersten Boxgegners Sekowitschs abgehalten wurde, berichtete der Manager des toten Sportlers, die Polizei suche weiter nach einem unbekannten Zeugen. Der Mann soll sich kurz vor der Tat gegen 5.15 Uhr mit drei anderen Gästen und dem Tschetschenen im Lokal aufgehalten haben. Möglicherweise war er später auch unmittelbar am Tatort. Der Manager berichtete von sichergestellten DNA-Spuren, die nicht nur dem Verdächtigen gehören sollen.

Gesichert scheint, dass es in dem Lokal zuvor zu einem Streit gekommen ist, bei dem der 26-Jährige schon in Richtung seines Messers gegriffen hat - was Sekowitsch mit dem Satz "Lass das Messer stecken" unterband. Ob dieser Streit der Auslöser war oder der Mord einen anderen Hintergrund hat, ist noch unklar. Gerüchte, wonach Tschetschenen versuchen würden, die Kontrolle über Lokale in dem Gebiet zu bekommen, werden von der Polizei nicht bestätigt.

Begraben wird das Mordopfer am kommenden Donnerstag in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Probleme gab es nach Angaben des Managers noch mit der Visavergabe für die Schwestern und Brüder des aus Serbien stammenden Sportlers. Das Innenministerium hat aber mittlerweile zugesichert, sich rasch um die Angelegenheit zu kümmern.

Eine Zukunft soll jedenfalls die Initiative "Gegen Gewalt an Schulen" haben, die Sekowitsch erst vor einigen Monaten ins Leben gerufen hat. Der ehemalige Box-Welt- und Europameister stellte sich vor Schulklassen und vermittelte, dass Gewalt vielleicht zum Boxen gehört, aber nie in den Alltag. (Michael Möseneder, Der Standard Print-Ausgabe, 6./7.9.2008)