Nein, es ist nicht toll, dass Elisabeth Gürtler nun auch Frauen als Bereiterinnen in die Hofreitschule aufnehmen will. Und es ist auch nicht super, dass nun doch alle - vom Oberbereiter bis zur Aufsichtsratsvorsitzenden - eh dafür sind. Schwer zu glauben, dass im Österreich des Jahres 2008 ein Thema wie dieses immer noch diskutiert und verhandelt werden muss. Und lästig, ewig darauf hinweisen zu müssen, dass österreichische Nationalheiligtümer wie Hofreitschule und Philharmoniker auch vom Steuergeld der Österreicherinnen bezahlt werden.

Gürtler ist zuzustimmen, dass es nur um eines gehen sollte: Wer ist gut genug für diesen Job? Dafür bedarf es freilich einer kleinen Kulturrevolution: Gewisse Herren in gewissen Positionen müssen ihre lang gepflegten Vorurteile aufgeben, um überhaupt sehen oder hören zu können, wer etwas kann.

Ein Beispiel gefällig? 2003 zog, nach einem sieben Jahre währenden Kampf, die erste Bratschistin in den Orchestergraben der Wiener Philharmoniker ein. 2008 sind es schon zwei Musikerinnen und zwei Anwärterinnen. Dieses Tempo lässt sich nur mit vatikanischem Reformeifer vergleichen.

Es wäre hoch an der Zeit, die Hofreitschule zu entstauben und aus der guten Tradition etwas Gutes für die Zukunft zu machen: Warum ist die Hofburg noch kein weltweit anerkanntes Pferdekompetenzzentrum? Warum nicht führend in Fragen der modernen Zucht der teuren Tiere werden? Das könnte die triste Finanzlage der Hofreitschule entscheidend aufhellen und den Glanz der weißen Pferde noch steigern.

Stattdessen wird diskutiert, ob Frauen als Bereiterinnen "geeignet" seien. Das ist nur noch ärgerlich. (Petra Stuiber, Der Standard Print-Ausgabe, 6./7.9.2008)