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Asif Ali Zardari neben seinen beiden Töchtern Bakhtawar Bhutto Zardari (links) und Asifa Bhutto Zardari.

Foto: REUTERS/Pakistan Peoples Party

Islamabad/Neu-Delhi - Noch vor neun Monaten war er ein politischer Niemand, ein Schatten im Schlepptau seiner charismatischen Ehefrau Benazir Bhutto. Nun steht Asif Ali Zardari selbst an der Spitze der Atommacht Pakistan, des Frontstaates im Antiterrorkampf. Mit 481 von 702 Stimmen wählten Provinz- und Zentralparlamente den 53-Jährigen am Samstag zum neuen Präsidenten und damit Nachfolger von Pervez Musharraf.

Hätte das Volk gewählt, wäre Zardari allerdings chancenlos gewesen. Sein Ruf ist miserabel. Man traut ihm alles zu - bis hin zum Mord an Benazirs Bruder Murtaza. Während der Regierungszeit Bhuttos erwarb sich der damalige Playboy den vielsagenden Spitznamen "Mr. Zehn Prozent" , weil er kräftig Schmiergelder kassiert haben soll. Fakt ist, dass er ein immenses Vermögen anhäufte. Elf Jahre saß er im Gefängnis. In Gerichtsgutachten heißt es, er leide als Folge der Haft an einer instabilen Psyche und Depressionen.

Im Antiterrorkampf stützen sich die USA damit auf einen dubiosen Verbündeten, der sich heute als geläuterter Vorzeigedemokrat gibt. Als Präsident diene er dem Parlament, verkündete er nach seiner Wahl. Tatsächlich häuft Zardari aber eine Machtfülle an, die beispiellos ist für einen zivilen Führer in Pakistans 61-jähriger Geschichte. Er gebietet nicht nur über die größte Partei, die Volkspartei (PPP). Er kann auch das Parlament auflösen und die Regierung jederzeit feuern.

Viele Pakistaner hungern

Zardari steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die Wirtschaftslage des Landes ist verzweifelt. Viele der 163 Millionen Pakistaner hungern. Der Terrorismus breitet sich aus, die Extremisten gewinnen an Boden. Erst am Samstag wurden bei einem Selbstmordanschlag bei Peshawar wieder mehr als 30 Menschen getötet.

Zardari hat angekündigt, härter gegen die Taliban durchzugreifen. Er folgt damit den USA, deren Finanzhilfe Pakistan nicht verlieren will. Washington hält Zardari für eine bessere Wahl als seinen beliebten Rivalen Nawaz Sharif von der Muslim-Liga, der den Religiösen nahesteht. Wie Musharraf wird aber auch Zardari mit Widerständen zu kämpfen haben. Militär- und Staatsapparat sind mit Fundamentalisten durchsetzt. Auch muss er sich mit dem mächtigen Militär arrangieren.

Trotz der dunklen Vergangenheit des neuen Präsidenten hoffen jedoch viele Pakistaner auf mehr Stabilität in dem zerbröselnden, von Armut und Terror erschütterten Land. Als neuer starker Mann hat Zardari die Chance, das Land auf Kurs zu steuern. Und Optimisten hoffen, dass er sein fragloses Talent zum Geldmachen nun zum Wohle der Nation einsetzt. (Christine Möllhoff/DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2008)