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2:0 für die Türkei und trotzdem zwei Gewinner: Der türkische Präsidenten Abdullah Gül (vorne) sah sich zusammen mit seinem armenischen Kollegen Serge Sarkisian das WM-Qualifikationsspiel in Eriwan an - Anpfiff und Auftakt für eine neue Ära der bisher so schwierigen türkisch-armenischen Beziehungen.

Foto: REUTERS/Anatolian-Mustafa Oztartan

Eriwan - Die tief zerstrittenen Nachbarländer Türkei und Armenien wollen ihre wegen der Massaker an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich belasteten Beziehungen verbessern. Bei einem historischen Treffen des türkischen Präsidenten Abdullah Gül mit seinem armenischen Kollegen Sersch Sarkissjan in Eriwan bekundeten beide Staatschefs ihren "politischen Willen", die Probleme zwischen ihren Ländern beizulegen.

Sarkissjan hatte Gül anlässlich eines Fußball-WM-Qualifikationsspiels der türkischen und armenischen Nationalmannschaften eingeladen, das sich die beiden Präsidenten am Abend gemeinsam ansahen. Begleitet wurde der Besuch von anti-türkischen Protesten.

Proteste gegen Staatsbesuch

Als Gül auf dem Flughafen von Eriwan eintraf, protestierten mehrere hundert Teilnehmer mit einer Menschenkette gegen den Besuch des türkischen Staatschefs. Sie forderten von der Türkei eine Anerkennung der Ermordung von zu 1,5 Millionen Armeniern zur Zeit des Ersten Weltkriegs, die von Armeniern als Völkermord bezeichnet wird. Die Türkei lehnt diese Bezeichnung ab.

Bei seiner Ankunft im Fußballstadion von Eriwan am Abend wurde Gül von armenischen Fans ausgebuht, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ruf- und Pfeifkonzerte begleiteten auch das Eintreffen der türkischen Nationalelf sowie das Abspielen der türkischen Nationalhymne.

Dagegen demonstrierten die beiden Staatschefs Einträchtigkeit. "Wir haben den politischen Willen, die Probleme zwischen der Türkei und Armenien zu lösen", sagte Gül nach dem Treffen mit Sarkissjan bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. "Ich hoffe, dass dieser Besuch die Möglichkeit bietet, die bilateralen Beziehungen zu verbessern." Sarkissjan sagte, beide Sieten wollten die Probleme zwischen den Nachbarstaaten lösen, um sie nicht auf die nächsten Generationen zu übertragen.

Keine diplomatischen Beziehungen

Gül lud seinen armenischen Kollegen zum Rückspiel der Fußballmannschaften in der Türkei ein. "Ich denke, das ist ein guter Anfang", sagte Sarkissjan. Gül war als erster türkischer Präsident nach Armenien gereist. Ankara und Eriwan unterhalten keine diplomatischen Beziehungen.

Bei dem Treffen ging es anlässlich der Georgien-Krise auch um den Kaukasus. Laut Gül reagierte Sarkissjan positiv auf die türkische Initiative, mit Staaten der Region ein Kaukasus-Forum für Stabilität und Kooperation einzurichten. Sarkissjan begrüßte das Engagement der Türkei für mehr Stabilität im Kaukasus.

Der türkische Außenminister Ali Babacan schloss die Aufnahme diplomatischer Beziehungen nicht aus. Zugleich warnte Babacan am Rande des EU-Außenminister-Treffens in Avignon vor allzu hohen Erwartungen an das türkisch-armenische Treffen. Dass die beiden Fußballmannschaften gegeneinander spielten, sei purer Zufall, habe sich aber als "gute Gelegenheit" für direkte Gespräche erwiesen, sagte er AFP. Babacan schlug erneut eine gemeinsame Historikerkommission vor, um den erbitterten Streit um die Bewertung der Verbrechen an Armeniern im Osmanischen Reich zu beenden. (APA)