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Foto: AP/Achmed

Der gigantische Felssturz zerstörte mindestens 40 Häuser, darunter ein sechsstöckiges Gebäude. Die Berge- und Rettungsarbeiten im Kairoer Armenviertel sind extrem schwierig.

 

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Ein Felssturz in einem Armenviertel der ägyptischen Hauptstadt Kairo könnte am Samstag hunderte Menschen getötet haben: Mindestens 30 Personen, die von den herabstürzenden Felsbrocken erschlagen wurden, konnten bis Sonntagfrüh geborgen werden. Die Behörden befürchten allerdings viele weitere Todesopfer, da nach Berichten von Augenzeugen bis zu 500 Menschen verschüttet wurden. Der Lokalpolitiker Haidar Bardadi sprach im ägyptischen Fernsehen von bis zu 200 Verschütteten.

Mindestens 40 Häuser, darunter ein komplettes sechsstöckiges Gebäude unter dem Al-Mokattam-Hügel im Osten Kairos, wurden zerstört. Die Zahl der registrierten Verletzten wurde vorerst mit 46 angegeben, berichtete der Fernsehsender Al-Jazeera.

Mangelndes Abwassersystem

Nach ersten Erkenntnissen hatten sich mehrere Felsbrocken mit einem Gesamtgewicht von 60 bis 70 Tonnen, darunter ein etwa 30 Meter langer Einzelbrocken, von der Felswand gelöst. Die Bewohner waren am frühen Morgen zumeist noch im Schlaf von dem Felssturz überrascht worden. "Es war der reinste Horror", berichtete der 80-jährige Ibrahim Hassan dem britischen Sender BBC. "Als ich aus meinem Haus kam, war der ganze Hügel zusammengestürzt." Das ganze Viertel sei mit einer dicken Staubschicht bedeckt.

Als wahrscheinliche Ursache für den Felssturz wurde ein mangelndes Abwassersystem der Siedlungen auf dem Plateau über den Klippen angeführt. Dort oben werde das Abwasser schlicht zu den Felsen geleitet, die dadurch zerfressen würden, sagte der Kairoer Reporter Hani Rifaat.

Rettungsteams trafen erst Stunden nach dem Unglück ein

Das Gebiet wurde weiträumig von der Polizei abgesperrt. Retter versuchten, das Geröll zum Teil mit bloßen Händen zu entfernen, um nach Verschütteten zu suchen. Erst Stunden nach dem Unglück trafen Rettungsteams ein. Bewohner des Viertels warfen mit Steinen auf Journalisten und Polizisten, um ihre Wut über die aus ihrer Sicht mangelhaften Rettungsarbeiten auszudrücken.

Der Gouverneur von Kairo, Abdelasim Wasir, erklärte am Sonntag, dass die Gefahr durch Steinschlag an diesem Ort bekannt gewesen sei. Die Behörden hätten die Bewohner der Siedlung schon vor geraumer Zeit mehrere Male aufgefordert, ihre Häuser zu räumen und ihnen alternative Wohnungen angeboten. Von diesem Angebot hätten jedoch nur einige von ihnen Gebrauch gemacht. Betroffene berichten allerdings genau das Gegenteil: „Vor zwei Jahren schon haben wir die Behörden gewarnt, dass uns das auf den Kopf stürzen wird. Nun ist das Drama passiert", sagte der 32-jährige Dschamal Badr, dessen gemauertes Haus ebenfalls eingestürzt ist. 1993 kamen bei einem ähnlichen Unglück im Viertel 30 Menschen um Leben.

Elendssiedlungen wie Manschijet Nasser werden häufig von Wanderarbeitern errichtet, die in der 17-Millionen-Metropole Kairo Beschäftigung suchen. Die Bauweise widerspricht meist allen Sicherheitsvorschriften. (AP, dpa, simo/DER STANDARD; Printausgabe, 8.9.2008)