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Mit dem Versuch, eine Lizenz für Internet-Sportwetten in der Türkei zu ergattern, hat sich Bwin ins Out manövriert. Das im Voraus bezahlte Geld ist weg, die Strafbehörden ermitteln.

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Das Landesgericht für Strafsachen Wien hat den Antrag eines der Beschuldigten auf Einstellung des Verfahrens abgewiesen. Nach dem Geld wird noch gesucht.

Sportwetten-Anbieter Bwin geriet beim Versuch, an eine türkische Lizenz zu kommen, offenbar an Betrüger. Kostenpunkt: 2,25 Mio. Euro. Ermittelt wird auch gegen einen Ex-Mitarbeiter von Ex-Cobra-Chef Wolfgang Bachler.

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Wien - Die Angelegenheit ist peinlich, auch Hannes Androsch kommentiert sie zurückhaltend: "Wir sind Betrügern aufgesessen und schauen, dass wir jetzt unser Geld zurückbekommen", ringt sich der Bwin-Aufsichtsratsvorsitzende ab.

Worum es geht: Der börsennotierte Sportwetten-Anbieter Bwin ist 2007 beim Versuch, zu einer Lizenz für Internet-Sportwetten in der Türkei zu kommen, Betrügern auf den Leim gegangen. In vorauseilender Dankbarkeit hatte man 2,25 Mio. Euro an vermeintliche Helfer überwiesen - danach war das Geld weg, aber keine Lizenz da.

Einen entsprechenden Bericht des Magazins profil hat Bwin am Sonntag im Wesentlichen bestätigt, schon im Oktober 2007 sei in Wien Strafanzeige wegen Verdachts des Betruges gegen drei Personen (Namen der Redaktion bekannt; es gilt die Unschuldsvermutung) eingebracht worden. Auch in der Türkei und Liechtenstein seien rechtliche Schritte eingeleitet worden.

Rahmenvertrag

Der Reihe nach: Im Frühjahr 2007 hat Bwin mit dem Sicherheitsunternehmen des ehemaligen Cobra-Chefs, Wolfgang Bachler, einen Rahmenvertrag geschlossen. Es ging dabei um Sicherheits- und Krisenberatung. Als sich aber in der Türkei die Gesetzeslage änderte, kam ein neuer Auftrag dazu. "Ziel von Bwin war, eine türkische Sportwetten-Lizenz zu erlangen. Dabei wurden wir von Bachler & Partners, und zwar dem zuständigen Herrn Eric V., beraten", wie Bwin nun erklärt. Dieser Herr habe aber "unseriöse Personen" vermittelt, die "vorab geleistete Zahlungen nicht zurückerstatteten".

Angeblich hätte Bachler damals Honorare (und ein solches wäre bei Lizenz-Erteilung fällig gewesen) gut brauchen können: Seine Niederlassung in Deutschland lief nämlich gar nicht gut und hatte viel Geld verschlungen.

Also sollte Bachlers Mitarbeiter, Eric V., die türkische Lizenz herbeischaffen, was er über den Kontakt zu einer in der Türkei lebenden Österreicherin, Gerda B. (eine wegen Betrugs vorbestrafte Freundin seiner Freundin) tat. Zu diesem Zeitpunkt verabschiedeten sich Bachler & Parnters aus dem Geschäft, Eric V. ließ sich beurlauben, um auf eigene Rechnung weiter-zumachen. Inzwischen arbeitet er nicht mehr für Bachler.

Beratervertrag

Als Nächstes schloss Bwin einen Beratervertrag mit "Cort International"- Sitz in Liechtenstein. Für diese Gesellschaft trat Friedrich J. auf, auf ihr Konto bei der LGT Bank floss die "Vorabzahlung" von 2,25 Millionen. Die Gegenleistung: Im September 2007 bekam Bwin eine von der türkischen Behörde "Sportoto" unterzeichnete Lizenz, die nicht nur wertlos war (sie erlaubt kein Online-Sportwetten), sondern offenbar auch noch gefälscht.

Gegen Eric V., Gerda B. und Friedrich J. wird in Wien wegen des Verdachts auf Betrug ermittelt; den Antrag von J. (Anwalt: Dieter Böhmdorfer) auf Einstellung des Verfahrens hat Untersuchungsrichterin Silvia Liebetreu abgeschmettert. Der Verdacht des betrügerischen Vorgehens ergebe sich "allein aus der Überweisung" auf das Cort-Konto (siehe Faksimile), der Verbleib des Geldes sei "völlig ungeklärt", der Beschuldigte habe keine Kontounterlagen über die weitere Verwendung des Geldbetrages vorgewiesen.

Laut Standard-Informationen soll rund die Hälfte des Geldes in der Türkei gelandet sein (wo auch ein Verfahren läuft), ein Teil bei einer arabischen Gesellschaft und ein Teil bei einer Bekannten des Beschuldigten Eric V. Die Ergebnisse der gerichtlichen Kontoeröffnung stehen noch aus. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2008)