Frankfurt/Main - Die Deutsche Börse plant eine Abwehrstrategie gegen eine mögliche Zerschlagung. Hintergrund sei der neue Druck von Hedgefonds, die größere Anteile des Unternehmens besitzen. "Wenn die Fonds den Machtkampf wollen, können sie ihn haben", sagte ein Aufsichtsrat zur Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Ein Vorschlag gehe dahin, die Investoren in den angelsächsischen Hedgefonds von TCI (The Children's Investment Fund) und Atticus (halten 19 Prozent) aufzustacheln, ihr eigenes Management, und nicht das der Deutschen Börse zu feuern. Andere Aufsichtsräte appellierten an die Politik, für den Unterhalt einer Börse bedürfe es in Deutschland einer Lizenz des Staates. "Die kann auch entzogen werden", lautet die Drohung.

Atticus und TCI hatten zuvor bekanntgegeben, ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Nun geht die Angst um, den Fonds stehe das Wasser bis zum Hals und ihre Investoren drohten, Geld abzuziehen. Nicht nur die Zerschlagung, auch eine abermalige Entmachtung von Management und Aufsichtsrat der Börse wird befürchtet.
Kurs auf Talfahrt

Hintergrund dürfte der drastische Verlust der Aktie von 50 Prozent seit Jahresbeginn sein. Hedgefonds hatten bereits im Mai 2005 einen Führungswechsel bei der Deutschen Börse durchgesetzt: TCI und Atticus war es damals gelungen, die Mehrheit der Deutsche-Börse-Aktionäre zu mobilisieren und die Übernahme der Londoner Börse LSE zu verhindern.

Schließlich brachten sie die damalige Führungsspitze, Werner Seifert (Vorstandschef) und Rolf Breuer (Aufsichtsratschef), zu Fall. Die durch den verhinderten LSE-Kauf freigewordenen Gelder flossen über Aktienrückkäufe und Sonderausschüttungen den Aktionären zu. In den vergangenen Jahren war wiederholt spekuliert worden, die Börse könnte ihre besonders ertragreiche Abwicklungstochter Clearstream abspalten und sich - wie andere Börsen - nur noch auf den eigentlichen Handel konzentrieren. (APA, DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2008)