Wien - Das Medienfrauentreffen verlieh seine "Saure Gurke" Sonntag ARD-Programmdirektor Günther Struve. Mit Programmen wie "Liebe nach Rezept", "Der Traum ihres Lebens" oder Folgen von "Der Arzt vom Wörthersee" habe Struve "vom Aussterben bedrohte Rollenklischees erfolgreich reanimiert", ätzte die Begründung.

Die Formate laufen in ARD und ORF 2. Der ORF hat Struve als Berater für seinen Public Value Test engagiert, mit dem die Anstalt öffentlich-rechtlichen Mehrwert neuer Programme und Dienste nachweisen will.

"Mythos Chancengleichheit"

Wie ist es heute - verglichen mit der Situation vor zehn Jahren - um die Chancengleichheit von Frauen und Männern bestellt? Mit dieser Frage eröffnete die Podiumsdiskussion zum Thema "Mythos Chancengleichheit", die am Freitag im Rahmen des 31. Medienfrauentreffens stattfand. Dieses alljährlich von den Rundfunkanstalten ARD, ZDF und ORF organisierte Treffen fand heuer erstmals in Wien statt.

Während die Teilnehmenden durchwegs zu einer pessimistischen Einschätzung der Lage gelangten, gab es hingegen Meinungsunterschiede, was die Ursache des Problems betraf. So führten Eva Rossmann und Traudl Brandstaller die vorhandenen Missstände vor allem auf die neoliberale Sozialpolitik der letzten Jahre zurück- ein Mangel an Kinderbetreuungsplätzen etwa schade immer den Frauen.

Christine Bauer-Jelinek forderte hingegen eine Trennung von Frauenfragen und politischer Gesinnung. Es gehe nicht darum, besser als „die Männer" zu sein - Frauen sollten schlicht ihre Scheu davor ablegen, sich der Techniken der Macht zu bedienen. (Lena Drazic/fid/DER STANDARD; Printausgabe, 8.9.2008)