Vielleicht basiert der österreichische Fußball nach wie vor auf mehreren Irrtümern. Das 3:1 gegen Vizeweltmeister Frankreich war trotzdem ein einziger Glücksfall. Um das aberwitzige Verhalten der französischen Verteidigung sollen sich die Franzosen selbst kümmern, als Gegenleistung hat ihnen zum Beispiel völlig egal zu sein, dass Meister Rapid in der Champions League am Teilnehmer aus Zypern gescheitert ist. Immerhin nach heftiger Gegenwehr.

Der Tscheche Karel Brückner feierte als Teamchef einen famosen Einstand, an Stammtischen darf nun folgende Frage diskutiert werden: Wie wäre das Match unter Vorgänger Josef Hickersberger ausgegangen? Folgende Antworten sind möglich: genauso, ähnlich oder ganz anders. Brückner, ein ausgewiesener Fachmann und kein Stammtischbruder, tendierte zu den ersten beiden Möglichkeiten. "Ich hatte nicht Zeit, viel umzukrempeln, sondern habe nur dort weitergemacht, wo Hickersberger aufgehört hat." Hickersberger, dies so nebenbei, hätte ja weitermachen können. Es war sein eigener Entschluss, das nicht gesunkene Schiff zu verlassen.

Die EURO ist ein bisserl zu früh gekommen, aber sie war dem Reifungsprozess förderlich. Es gibt nämlich im Land wirklich gute Fußballer, sogar mehr als elf. Brückner hat die ideale Taktik gewählt, die Spieler haben sie unerschrocken umgesetzt. Dass sie urplötzlich aus eineinhalb Chancen drei Tore erzielt haben, war natürlich nicht geplant. Der Fußball bleibt ein unberechenbarer Lauser. Die WM 2010 in Südafrika ist jetzt näher als ganz weit weg. Litauen, Österreichs Gegner am Mittwoch, hat übrigens in Rumänien 3:0 gewonnen. Wer ist nun Favorit? Brückner ahnt es. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 08.09.2008)